Januar: Bei der Klausur im Autonomen Zentrum haben wir uns auf Leitlinien für die Eröffnung der Gastronomie geeinigt. Wir haben während des Sommers an den Wochenenden regelmäßig unser Gartencafé geöffnet. Kontakt zur autonomen Szene hatten wir beim Klausurtreffen auch. Einige Aktivisten baten uns um ein paar Löffel Rote-Beete-Suppe. Man habe es gerade nicht so dicke. Die Revolution frisst ihre Kinder zwar nicht mehr, lässt sie aber offensichtlich hungern. Darüber hinaus haben wir am Ende des Monats jede Menge Müll entsorgt.
Februar: Übel mitgespielt wurde uns im Februar. Feuerwehr und die Schmier im NeuLand. Grund: Brandstiftung in unserem Büro-Container. Gott sei Dank wurde niemand verletzt. Leider haben wir den Arsch nicht erwischt, der gezündelt hat. Der Rat hat auf uns gehört und fast wortwörtlich im April entschieden, was wir im Februar formuliert haben. Das Justizzentrum bleibt, wo es ist. An Fastelovend haben wir jecke Ledcher jesunge, und unser neuer Gönner Herr Kerp hat uns seinen Keller zur „Plünderung“ freigegeben. Jetzt erkannt man die NeuLänder an den gelben Gummistiefeln mit Stahlkappe, die wir dort im doppelten Dutzend abgegriffen haben. Wie man Gemüse einlegt, haben wir von dem Fermentierungs-Papst Harald gelernt.
März: Die Session ist vorbei, die Saison ist eröffnet: Wir haben Kaffee getrunken, neue Kisten gebaut, Sonnencreme vergessen, alte Kisten repariert, Kuchen gegessen, Weidenruten geholt, auf den Bänken gesessen, Beete vorbereitet und uns klar gemacht, dass wir jetzt mit Hochdruck säen, pflanzen und vorziehen müssen. Und unser Foodsharing-Schrank platzte aus allen Nähten.
April: Hier mal das Rezept für die Original-NeuLand-Pizza: Für den Teig: 250 g Mehl, 2 EL Olivenöl, 1 Eigelb, Salz und 100 ml Wasser mit Knethaken und danach mit Händen zu Teig verkneten. Den zu einer Kugel formen, von außen mit etwas Olivenöl bestreichen, in Frischhaltefolie wickeln und 30 Minuten bei Zimmertemperatur in Ruhe lassen. Backofen auf 240 Grad Ober/Unterhitze. Teigkugel halbieren und jede Halbkugel auf Backpapier ausrollen. Für den Belag: zwei Kugeln Mozzarella in dünne Scheiben schneiden, Parmesan grob raspeln, Salbeiblätter in grobe Stücke zupfen. Creme fraiche auf die Pizzafladen streichen, Käse und Salbei darauf verteilen. Pfeffern. 12 bis 14 Minuten in den Ofen.
Mai: Klimatag im Kölner Zoo. NeuLand beteiligte sich mit einer spektakulären Aktion. Gemeinsam mit Besucherinnen und Besuchern haben wir zwei Kisten gebaut und mit Erde befüllt. Die sind zu sehen in dem bergischen Bauernhof links vom Eingang. Wir übernehmen die Konfliktlösungsstrategien der Paviane. Vielleicht. Einen beeindruckten und beeindruckenden Gast begrüßten wir mit Jens Mittelstein Scheid, Stifter der Anstiftung & Ertomis. Der sucht Finanzierungskonzepte für Gemeinschaftsgärten. Wir auch. Bei unserem Frühlingsfest riss die Schlange am Pizza-Ofen nicht ab. Super Musik, super Stimmung! Unser Backhaus steht unter Volldampf.
Juni: Nacht muss sein, wenn NeuLands Banner strahlen. Jetzt auch auf dem Chlodwigplatz. Das Hühnerprojekt wurde auf vielfachen Wunsch eines einzelnen NeuLänders auf unbestimmt vertagt. Wir haben alle Pflanzen und Tiere im NeuLand gezählt. Lustige Anekdote von unserem Besuch des Permakultur-Gartens der essbaren Stadt Andernach: „Die Rinder, die wir hier haben, sind daran gewöhnt, das ganze Jahr im Freien zu leben“, erzählte die Gärtnerin, die uns über das Gelände führte: „Deren Unterstand haben wir nur gebaut, damit nicht ständig Leute bei uns anrufen, die sich Sorgen machen, weil die Tiere keinen Unterstand haben.“
Juli: Sowas hat die Welt noch nicht gesehen. Wir auch nicht. Der aid-Nachrichtendienst hat angefragt, ob wir über uns einen Film drehen möchten. Na klar. Gezeigt haben wir den Streifen bei der Orga-Runde vor Weihnachten. Wie fast immer reagierten die NeuLänder reserviert und frei nach Berliner Schnauze: „Nich jeschimpft is jenuch jelobt“. Ansonsten kann es sein, dass der Film in 2015 als Vorfilm in einem Kölner Kino läuft. Titel: „NeuLand – hier findet Garten Stadt“.
August: Die Mitglieder des Vereins BildungBauen haben bei uns mit dem Bau eines Lehmhauses begonnen. Sie üben für Nicaragua. Dort wollen sie aus Wellerlehm ein Schulgebäude errichten. Wir haben die ersten Äpfel im NeuLand geerntet, weitere 700 Quadratmeter Rollrasen verlegt und an an dem bundesweiten Gemeinschafts-Gärtner-Sommercamp in Nürnberg teilgenommen.
September: Wie es sich anfühlt, wenn es Hunde und Katzen regnet, wissen wir seit unserem Sommerfest. Unser NeuLand-Kumpel Petrus gärtnert bis auf weiteres nur noch auf Bewährung. Wir haben unsere Bildungsmodule für Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klasse vorgestellt und erfahren, wie man superleckere Chutneys herstellt. Freiwillige der Firma Wefers haben uns eine geile Terrasse gebaut.
Oktober: Wir haben an der Koblenzer Straße gerodet wie Baumfrevler. Tat uns weh, Auflage vom BLB. Der Food-Assembly-Markt ist am Start. Im Winter holt man die Lebensmittel in Wilfrieds Schreinerei ab. Richtfest im Lehmhaus.
November: Vor kurzem sind Flüchtlinge aus Eritrea in das Hotel Mado an der Moselstraße eingezogen. Einige von ihnen ihnen haben uns besucht. Im nächsten Jahr gärtnern wir gemeinsam. Das Lehmhaus ist fertig. Party. Die Drehabeiten für unseren Film sind abgeschlossen. Jetzt wird geschnitten.
Dezember: Das Bürgernetzwerk Südliche Innenstadterweiterung hat ein Positionspapier verfasst. Unser Garten war mitentscheidend beteiligt und kommt natürlich auch vor in dem Forderungskatalog. Indirekt. Büsie fordert ausdrücklich Gemeinschaftsgärten in den Wohnbereichen des neuen Veedels, das auf 115 Hektar nach Abriss des Großmarktes und Umgebung entstehen soll. Die Verlängerung des Inneren Grüngürtels soll als Landschaftsschutzgebiet rechtsverbindlich festgelegt werden. Gemeinschaftsgärten können aber, so Büsie, auch im Übergang zwischen Wohngebieten und Grüngürtel möglich sein. Dort könnte NeuLand eine dauerhafte Bleibe finden.