Gemeinschaftsgarten im Kölner Süden

Autor: Judith (Seite 1 von 3)

Rückschau: Permakultur-Netzwerkgruppe zu Gast (24.04.22)

Der NeuLand-Garten mit seiner Permakultur-AG war am Sonntag, den 24. April Gastgeber für die Permakultur-Netzwerkgruppe im Kölner Raum.
Zwanzig Menschen haben das Gelände durch die Permakultur-Brille beobachtet und ihre Erkenntnisse zusammengetragen. Das war sehr bereichernd, wertschätzend und vielleicht zukunftsweisend!

Pizza aus NeuLands Lehmofen – immer wieder schöner Abschluss jedweder Aktion im Garten

Uns GastgeberInnen wurde gespiegelt, dass wir einen enormen biodiversen Schatz in diesem Garten haben, als Gemeinschaft Beeindruckendes leisten (durch unser offenes Konzept) und uns wurde klar, dass im Netzwerk auch viel Ressourcen für Hilfestellungen vorhanden sind! Unter den TeilnehmerInnen waren auch solche, die Permakultur schon professionell betreiben und im Bergischen aus einem halben Hektar Grünland ein sehr fruchtbares und ertragreiches Gemüseanbauland gemacht haben:

Die www.humuswerkstatt.de

Ich danke🙏🏻 Claudine und Julius für die Vorbereitung vor Ort, Natascha und Daniela für die Pizzavorbereitung, sowie Harald und Lilia!

Beglückt, ✨🤗💫Akiro und Annika

Quarkstadt Süd? Oder: Nur ein bisschen radikal.

Luftaufnahme der Parkstadt Süd

Parkstadt Süd – das Gebiet

Nein, es ist beileibe nicht bloß Quark, was sich die fünf Planungsteams im Auftrag der Stadt Köln und unter Aufgreifen vieler Ideen der engagierten Bürger ausgedacht haben für Nutzung, Gestaltung und Bau von Grün und Gebäuden in der Parkstadt Süd. Viel Hirnschmalz ist geflossen bei Fragen wie: Wie soll eine Grüngürtel-Querung neuralgischer Punkte wie des Eifelwall-Gleisdreiecks oder der Bonner Straße aussehen, wo sind welche Nutzungen anzusiedeln und wo soll der (bereits seit Jahren beschlossene) neue Grüngürtel überhaupt platziert werden?

Was allerdings auffällt, ist: Niemand hat die Idee der essbaren Stadt und der dichten Verzahnung von Wohnen, kleinem Handwerk und Gewerbe sowie Freiraum mit produktivem Grün lebhaft dargestellt. Gebaut wird bei fast allen Planern in Blöcken: Schulblock, Wohnblock, Gewerbeblock, dazwischen liegen „Aneignungsräume“ längs der Hochhausfassaden.

In allen Konzepten hat der NeuLand-Gemeinschaftsgarten einen Platz irgendwo im Gesamtareal, und dabei wird Urban Gardening immer NeuLand genannt. Herzlichen Dank, den Anspruch haben wir nicht. Vielmehr fühlen wir uns missverstanden insofern, als dass wir nicht in erster Linie unser Interesse an einem neuen festen Platz für diesen öffentlichen Gemeinschaftsgarten kundtun wollen, sondern die flächendeckende Ausstattung des neuen Stücks Stadt mit essbarem Grün fordern. Auf den Dächern, an den Fassaden und in partizipativen Parkanlagen.

Niemand weiß bislang, ob die Stadt einen der fünf Entwürfe zur Grundlage ihrer weiteren Planung machen wird oder sich aus allen Entwürfen „die Rosinen picken wird“. Baudezernent Franz-Josef Höing äußerte sich dazu bei der letzten Veranstaltung geübt ausweichend, und auch die Frage nach der weiteren Beteiligung der Bürger im noch Jahre dauernden Verfahren hat er bislang nicht beantwortet.

Vorschläge dazu hat er allerdings versprochen für die vorerst letzte Bürgerbeteiligungs-Session am 26. November. Er wäre gut beraten, wenn er sich da nicht nur etwas „würde wünschen wollen“, sondern Konkretes anböte. Denn die Botschaft „Vielen Dank für Ihre Anregungen und Tschüss!“ wird sich die Kölner Stadtgesellschaft (hoffentlich) nicht erneut gefallen lassen.

 

Schnibbelparty mit dem „Vorkoster“ Björn Freitag und der Foodaktivistin Talley Hoban

Seid ihr auch der Meinung, dass zu viel Essen im Müll landet? Dann bringt am Freitag, den 19. Juli Euer übriggebliebenes Gemüse mit und kommt in den Gemeinschaftsgarten des Kölner NeuLand-Vereins. Dort wird mit dem Sternekoch Björn Freitag (WDR) und der Food-Aktivistin Talley Hoban die Grundlage für einen schmackhaften Eintopf geschnippelt. Der wird nicht etwa auf dem Elektroherd gekocht sondern stilecht in den Töpfen von holzbefeuerten Gulaschkanonen. Wer also eine Mittagspause mit Spaßgarantie im sonnenbeschienenen Garten verbringen möchte, den heißen wir am  Freitag, 19. Juli, ab 13 Uhr, im NeuLand-Garten  willkommen!

Wisse, was Du isst!

Immer mehr Menschen, nicht nur in Köln und Deutschland, machen sich Gedanken darüber, wie sie mit ihrem persönlichen Konsumverhalten gute, qualitätvolle, fair und ökologisch hergestellte Lebensmittel fördern und auf den Teller bekommen können. Essen, das nicht tausende Kilometer zu uns reisen muss, Essen, dessen Erzeuger wir im besten Fall kennen und der es uns direkt verkauft, Essen, das schmeckt und für das weder Pflanze noch Tier noch Hersteller gequält werden muss. In der Werkstatt von Stadtwaldholz haben wir gestern wieder Einiges dazu gelernt, wie wir organisieren können, dass das kein Traum bleibt.

Besuch aus Paris

Die beiden Pariser Startup-Unternehmer Marc-David Choukroun und Étienne de Montlaur von der französischen Internet-Plattform „La Ruche qui dit oui“ zeigten und erklärten sehr lebendig, wie sich Einkaufsgemeinschaften zusammenschließen können, die über einen „Community-Leader“ den Kontakt zu regionalen Bauern/Lebensmittelhersteller knüpfen und Sammelbestellungen aufgeben. So kann, möglichst CO2-neutral, das Essen direkt vom lokalen Erzeuger in die Stadt kommen. Im Herbst soll die Plattform auch in Deutschland starten – und die NeuLänder wollen zu den ersten Einkaufscommunities gehören, die sich dort mit regionalen Bauern zusammentun!

Direktvermarktung hat Zukunft

Ähnlich und doch anders organisiert die von Slowfood getragene „Genussgemeinschaft Städter und Bauern“, die eine der Initiatorinnen, die Köchin und Finanzallrounderin Petra Wähning aus München. Hier investieren – meist städtische – Verbraucher Geld in bäuerliche Kleinbetriebe der Region, damit der Landwirt wiederum in seine handwerkliche Produktion investieren und die hergestellten Lebensmittel direkt vermarkten kann. Per Einkaufsgemeinschaft kommen sie ohne Umwege zum Verbraucher – investiertes Geld arbeitet sinnvoll, Zinsen erhalten die Kleininvestoren in Form von „Genussrechten“ an gutem Essen. Und schließlich erzählt der Kölner Amateur-Mitlandwirt Lars Lange noch vom Selbermachen in solidarischer Landwirtschaft: Städter mieten Äcker und beackern diese gemeinsam oder mit einem gemeinschaftlich bezahlten Gärtner. Die Zukunft ist nicht nur denkbar. Sie ist machbar. Und mit einem Zuwachs an Direktvermarktung können viele bäuerliche Kleinbetriebe erhalten werden, die sonst am Druck zu (quantitativen) Wachstum und Einseitigkeit und den Zwängen der EU-Bürokratie scheitern müssten.

Flüchtlinge und wir – im Garten geht alles!

Da kamen sie – zwei Gruppen von Flüchtlingen mit Sack und Pack voller Grillgut und unsicher, was sie erwarten würde. Wie spreche ich am besten mit jemandem, den Krieg, Verfolgung odereinfach lebensbedrohliche Armut nach Deutschland verschlagen hat? Die Antwort ist ganz einfach und jeder kann es: Lächeln und zuerst mit den Kindern reden, außerdem mit langsamem Deutsch und Händen und Füßen!  Die Pänz sprechen meist viel besser Deutsch als ihre Eltern, die zwischen
der Organisation ihres Lebens in engen Wohnheimen, der deutschen Bürokratie und der Sorge um ihre ungewisse Zukunft mit dem Deutschlernen etwas langsamer vorankommen.  Fazit unseres Sommerblutfestivaltags mit Flüchtlingen aus zwei Kölner Wohnheimen: Gärtnern und Grillen klappen gut, sich grenzüberschreitend amüsierende Kinder zeigen, wie es geht und alles war gekrönt von Sonnenschein und viel Arbeit! Wir hoffen, dass die Vertriebenen wiederkommen und freuen uns, einige von ihnen kennengelernt zu haben.

Niros aus Syrien

Niros, 26 Jahre alt, aus Syrien, seit zweieinhalb Jahren hier. Sie und ihr Mann Bengin haben vier Kinder, das älteste, Mohamad, ist zehn Jahre alt und körperlich behindert, im Bürgerkriegssyrien hätte der Junge nie so versorgt werden können wie hier: er läuft, bis vor zwei Jahren undenkbar. Der Rest ihrer Familie: vor dem Krieg in die Türkei geflohen.
„ich wünsche mir, hier bleiben zu können, denn hier können meine Kinder zur Schule und ich sehe eine Zukunft.“

Sultana aus dem Irak

Sultana, 26 Jahre alt, aus dem Irak, seit 2 Jahren hier. Sie hat drei Kinder und kam mit zwei von ihnen zu Fuß über die türkische Grenze, dann mit dem Auto nach Deutschland – wegen ihres Glaubens wurde ihr Mann im Irak bedroht, auch sie wünscht sich, hier bleiben zu können. Sie hat schon den begehrten blauen Pass, der ihr eine eigene Wohnung ermöglicht
und die Aussicht, arbeiten zu dürfen.  Bei uns darf jetzt schon jeder mitarbeiten und mitgenießen!

Ein Leben lang keine Kohle auf der Bank

Wollte man den Vortrag von Professor Jürgen Friedrich in einem Satz zusammenfassen, läge man mit der Jahrhunderte alten sauerländischen Analyse der Vermögenkonzentration in kapitalistisch organisierten Gesellschaften genau richtig: „Wer nix hat und auch nix erbt, bleibt eine arme Sau, bis dass er sterbt.“ Der emeritierte Stadtsoziologe und Gentrifizierungsforscher von der Universität zu Köln war gekommen, um über die soziale Spaltung in deutschen Großstädten am Beispiel Kölns zu referieren. Man hatte es geahnt, aber angesichts der Zahlen, die Friedrich und sein Team akribisch zusammengetragen haben, war man doch verblüfft: In Köln gibt es eine große Diskrepanz zwischen den Milieus. Wer in Marienburg, aber auch in Lindenthal oder Sülz aufwachse, habe deutlich bessere Chancen auf Bildung und Arbeit. Den Makel, aus Vingst zu stammen, schüttele man nicht einfach ab. „Man muss Arbeitsplätze schaffen“, lautete das Credo des Professors. Nur so sei die soziale Spaltung zu überwinden. Im Moment seien die Fliehkräfte allerdings so stark wie nie: „Die obersten 20 Prozent in Deutschland sind unter sich, und die untersten 20 Prozent auch.“

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