Gemeinschaftsgarten im Kölner Süden

Autor: NeuLand (Seite 12 von 16)

Wem gehören die Gärten? Anmerkungen zur Allmende in der Stadt

Uta von Winterfeld (Wuppertal Institut) im Dialog mit urbanen GärtnerInnen: Am Mittwoch, 16.1, 19 Uhr, laden die Köln International School of Design (Lehrstuhl Prof. Günter Horntrich) und Kölner NeuLand in der KISD am Ubierring 40 zum Allmende-Abend. Das Thema: Wem gehören die Gärten? Die mittelalterliche Allmende (im Mittelhochdeutschen auch al(ge)meinde) gründet auf gemeinschaftlichem Eigentum. Mit Beginn der Neuzeit zieht das private Eigentum in das Denken und in die politischen Verfassungen ein. Doch heute erzählen die Urbanen Gärten eine andere Geschichte.

Partizipation und Governance

PD Dr. Uta v. Winterfeld hat Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin studiert, dort promoviert und sich habilitiert. Seit 2006 lehrt sie als Privatdozentin zur Sozialpolitik am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der Freien Universität Berlin. Seit 1993 ist sie Wissenschaftlerin am Wuppertal Institut, seit 2008 Projektleiterin in der Forschungsgruppe 1, Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen. Forschungsschwerpunkte: Gesellschaftliche Natur- und Geschlechterverhältnisse; Nachhaltiges Arbeiten; Suffizienz; Partizipation und Governance; Anpassung an den Klimawandel.

Paul BA und Freibeuter einer Meinung! Pirat verzichtet auf Plagiatsverfahren.

„Er spaziere halt gerne und oft durch die Stadt, sagt Paul Bauwens-Adenauer, das mache ihm Spaß. Nun ist Müßiggang im Terminkalender des Chefs eines großen Bauunternehmens, der zudem auch noch Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Köln ist, kaum vorgesehen.“ So hieß es zu Beginn eines Textes im Stadt-Anzeiger über einen Spaziergang mit dem mächtigen Mann im November. Und der kritisierte das Stadtbild nach Herzenslust.

Termingestresster Müssiggänger

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Unser Klingeln blieb unerhört.

Wie bitte? Das kam uns doch sehr bekannt vor. Da, wo der termingestresste Müißggänger für die Zeitung Schau lief, war unser Freibeuter doch längst gewesen. Beispiele? Domplatte: „Das ist kein Platz mehr, das ist eine Katastrophe“, so Paul BA im November. Der Freibeuter im September: „Hier wächst noch nicht mal in den Ritzen zwischen Platten Löwenzahn. Und die Pilze vor dem Dom-Hotel sind auch nur aus Beton.“ Die wurden nach der vernichtenden Kritik des Piraten übrigens umgehend abgerissen. Breslauer Platz: Paul BA: „Nehmen Sie den Breslauer Platz – ein Scheusal ohnegleichen.“ Der Freibeuter im August: „Der Breslauer Platz soll das Antlitz unserer Stadt mitprägen? Mal ehrlich: Mit dem Gesicht sollte Köln nur noch Nachtschicht schieben.“ Der Paule aus dem Hause Adenauer adoptiert von Bauwens nur ein mieser Plagiator? Dem Piraten die Ideen abzocken wie einst dem BLB die Kohle?

Löwenhöhentüren blieben ungeöffnet

Da hat sich unser Totenkopf-Freund aber umgehend aufgemacht zur Höhle des Baulöwen und wollte den zur Rede stellen. Doch die Löwenhöhlentüren blieben wie erwartet ungeöffnet. Aber dass das jetzt mal klar ist: Paule, wir wissen, wie die Klingel klingt! Und eines ist trotz allem ja auch richtig. Paul BA bedient sich ja nicht nur der Ideen von Freigeistern und -beutern. Er gibt auch zurück. Zum Beispiel als Mitbegründer der unter sozialen Gesichtspunkten politisch unglaublich korrekten Initiative „Suchet der Stadt Bestes“. Na gut, das war einfach. Lange suchen muss uns Paule nicht. Da reicht ein Blick auf sein Festgeldkonto.

Wenn wir Guten nicht kämpfen, ja dann gewinnen eben die Schlechten

So, jetzt ist die erste Katze aus dem Sack. Und umgehend darin wieder verschwunden. Denn jetzt ist der Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) am Zug. Baudezernent Franz-Josef Höing hat in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses im „nichtöffentlichen Teil“ acht Standorte vorgestellt, die aus seiner Sicht besser für den Neubau eines Justizzentrums geeignet sind als unser NeuLand-Gelände. Der BLB wil ja bei uns dieses Zentrum bauen. Das stößt bei unserem Baudezernenten nicht auf Zustimmung. Im Gegenteil, es gibt Alternativen: Ganz weit vorne sieht Höing eine Fläche in der Messe-City hinter dem Deutzer Bahnhof und an zweiter Stelle drei Freiflächen in Kalk zwischen dem Odysseum und dem Polizeipräsidium, die für den Neubau zusammengefasst werden sollen. Nach sechs weiteren Grundstücken auf dieser Liste, die laut Höing bessere Voraussetzungen bieten, wird unseres als „bedingt geeignet“ auf Platz neun eingestuft.

Rat muss Beschluss fassen

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Nebulös bleibt die Zukunft der Ex-Brache.

Geprüft wurden Kriterien wie Verfügbarkeit, Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr und den Individualverkehr sowie die Eigentumsverhältnisse. Für NeuLand heißt es in der Vorlage von Höing, dass der Rat einen neuen Beschluss fassen müsste, weil an dieser Stelle im Entwicklungskonzept Südliche Innenstadterweiterung, das der Rat kürzlich beschlossen hat, eine weiterführende Schule und Wohnbebauung vorgesehen sind. Zudem wird darauf hingewiesen, dass ein neuer Büroblock eine Barrierewirkung zwischen Bayenthal und der Südstadt entfalten würde. Die Flächen in Kalk haben einen großen Vorteil: Sie gehören zum Teil dem Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB).

Wir gewinnen wieder Zeit

Was heißt das für uns NeuLänder? Zunächst einmal: Wir gewinnen wieder Zeit. Der BLB will bis Februar 2014 alle zehn Grundstücke, die die Stadt als geeignet oder bedingt geeignet vorgeschlagen hat, auf ihre Tauglichkeit für ein Justizzentrum prüfen. Nach allen Erfahrungen schaffen die das so schnell im Leben nicht. Seien wir wohlwollend und rechnen mit einer Entscheidung im Herbst 2014. Und jetzt nicht mehr ganz so wohlwollend: Mal angenommen, die Entscheidung lautet Bayenthal. Und jetzt mal überhaupt nicht mehr wohlwollend: Ein Bebauungsplanverfahren würde unter welchen Umständen auch immer im Frühjahr 2015 in Gang gesetzt. Das dauert mindestens zwei Jahre, in der Regel länger. Dann sind wir im Frühjahr 2017, wahrscheinlich später, und der Rat, von dem wir jetzt nicht wissen, wie er dann zusammengesetzt ist, wäre aufgerufen zu entscheiden, ob er dem Bau eines Justizzentrums zustimmt. Für uns Gärtner bedeutet das: NeuLand bleibt mindestens bis zum Ende der Gartensaison 2017 auf seinem angestammten Platz. Wahrscheinlich länger.Für alle, die das Justizzentrum ablehnen, gilt ab jetzt: Wenn wir Guten nicht kämpfen, gewinnen die Schlechten. Die Stadtverwaltung rät dem BLB übrigens dringend, den Bau an der Luxemburger Straße zu sanieren. Dieser Standort erfülle alle Anforderungen sozusagen ideal.

Die Sozis auf dem langen Marsch zur Einsicht – Angst ist kein Ratgeber

Im Publikum mischte sich fassungsloses Staunen mit ungläubiger Heiterkeit. Hatte er das wirklich gesagt? „Die Bürger wünschen sich Urbanität. Was gibt es denn Urbaneres als ein Justizzentrum? Auf dem Dorf finden Sie sowas nicht.“ Dieses Bebauungs-Szenario für die ehemalige Brache der Dom-Brauerei an der Alteburger Straße entwarf Michael Frenzel, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rat, während einer Informationsveranstaltung mit dem Titel „Justizzentrum Ja oder Nein?“. Glücklicherweise hatte die SPD das Podium im Bezirksrathaus Rodenkirchen nicht nur mit Frenzel, sondern auch mit Sachkompetenz besetzt. In Person von Andreas von Wolff, ehemals stellvertretender Leiter des Stadtplanungsamtes und seit kurzem in Rente. Er brachte die Dinge auf den Punkt: „Es handelt sich hier um einen klassischen Zielkonflikt in der Stadtplanung. Der Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) würde gern sein Recht als Eigentümer der Grundstücke rechts und links der Alteburger Straße wahrnehmen und dort ein neues Justizzentrum bauen. Der Rat der Stadt hat für das 100 Hektar große Gebiet zwischen Südstadion und Rhein eine Sanierungssatzung erlassen. Der zugrunde liegt das ,Entwicklungskonzept südliche Innenstadterweiterung‘, das auf dem Gelände eine weiterführende Schule und Wohnbebauung vorsieht. Dieser Konflikt kann nur politisch gelöst werden.“

Der Rat hat die Planungshoheit

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Dunkle Wolken über NeuLand. Noch ist das Justizzentrum nicht vom Tisch.

Das heißt, dass der Kölner Rat die Planungshoheit über das Gelände hat und mit diesem Recht das Justizzentrum verhindern kann. Frenzel hatte vorher Zahlen genannt, die angeblich Grundlage der BLB-Pläne sind. Man rechne damit, dass 36.000 Quadratmeter Grundstück benötigt werden. 25.000 Quadratmeter für Justiz-Gebäude, 11.000 Quadratmeter für ein Parkhaus. Dessen Ausdehnung entspräche ungefähr der Fläche des NeuLand-Gartens. Die Geschossfläche des Jusitzentrums– also die Fläche für Büros, Gerichtssäle, Arrestzellen, Waffenkammer und so weiter auf allen Etagen – habe der BLB mit 60.000 Quadratmetern beziffert. „Brutto oder netto?“, fragte von Wolff. Schulterzucken bei Frenzel. Bei Brutto kann man das Doppelte draufschlagen. „Die geplante Fachhochschule war auf 100.000 Quadratmeter Geschossfläche ausgelegt“, erklärte Frenzel. Brutto oder netto? Kollektives Schulterzucken auf dem Podium. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend und die Messe nicht gelesen. Ein Rechtsanwalt aus dem Publikum forderte die Sanierung des Justizzentrums an der Luxemburger Straße. Doch die Herren und Damen Richter vom Landgericht wollen sich das möglichst nicht zumuten. Es müssten immer drei der 26 Geschosse des Hochhauses an der Luxemburger Straße gesperrt werden, im mittleren würde gearbeitet. Und immer darauf achten, dass keiner von den schweren Jungs, die dort auf der Anklagebank sitzen, über die Baustelle die Flitze macht!

Mehrheit für die Sanierung

Bei der Veranstaltung fand die Sanierung dennoch große Unterstützung im Publikum. Von Wolff berichtete auch über den großen zeitlichen Rahmen, in dem sich das Verfahren zur Bebauung des Sanierungsgebietes abspielen wird. „Wir“, so der Ex-Beamte, „wollen im Jahr 2015 die Bürgerbeteiligungsverfahren abgeschlossen und 2017 die Bebauungspläne rechtskräftig haben. Die Beteiligung wird mit Planungswerkstätten und anderen Formaten sehr intensiv sein.“ Gebaut wird aber zumindest auf dem Großmarktgelände nicht vor 2022. Schließlich kann dort erst 2020 mit dem Abriss begonnen werden, weil dann die Mietverträge der Großhändler auslaufen. Laut von Wolff sollen die Bürger nicht nur an der Planung, sondern auch an der Realisierung des neuen Veedels „Parkstadt Süd“ beteiligt werden. „Nicht so schön“ nannte von Wolff die große zeitliche Spanne zwischen Planen und Bauen. Sollte man sich vor diesem Hintergrund nicht einfach mehr Zeit für das Aufstellen der Pläne nehmen? Oder möchte man die nervigen Bürger möglichst schnell von der Backe haben? 2017 Bebauungspläne rechtskräftig, lästige Beteiligungsverfahren ein für allemal erledigt? In der Dezember-Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses wird Baudezernent Höing 18 Grundstücke vorstellen, auf denen nach Meinung seiner Behörde das Justizzentrum gebaut werden kann. Frenzels Lieblingsgrundstück liegt im „Airport Business Park, mit der S-Bahn leicht zu erreichen“. Weitere mögliche Standorte sind laut Frenzel das Gleisdreieck an der Inneren Kanalstraße, der Güterbahnhof Mülheim, ein Areal neben dem Polizeipräsidium in Kalk, das dem BLB gehört, aber auch der ehemalige Güterbahnhof Bonntor neben dem Großmarkt.

Marktwert in den Büchern

Und alle möglichen Grundstückstauschgeschäfte zwischen Stadt und Land geschehen vor dem Hintergrund, dass die ehemalige Dombrauerei-Brache immer noch mit einem Wert von knapp über 50 Millionen Euro in den BLB-Büchern steht. Ein intimer Kenner der Immobilien-Szene bewertet das so: „Das kriegen Sie zu dem Preis auf dem privaten Markt niemals vermarktet. Da zu bauen, das kann sich nur die öffentliche Hand leisten.“ Dabei hat der BLB den Wert der Grundstück schon um rund 30 Millionen Euro reduziert. Bezahlt hat man vor Jahren 88,6 Millionen. Aber dann brach sich beim BLB die Einsicht Bahn, dass man die Grundstücke trotz aller Mauschelgeschäfte irgendwann doch noch nach ihrem Marktwert in den Büchern führen müsse. Frenzel räumte ein, dass möglicherweise weiterer Abschreibungsbedarf bestehe.Eines noch zu guten Schluss: Wenn man in einer Partei, die in Köln jahrzehntelang das Sagen hatte, denkt, dass ein neues Justizzentrum die Krönung der Urbanität verkörpert, dann bekommt man eine Ahnung davon, warum zum Beispiel der Ebertplatz so ist, wie er ist.Und: Die SPD in Köln hat mehr Angst vor der Landesregierung und dem BLB als vor uns. Das sollten wir gelegentlich – aber zeitnah – ändern.

Die vielen Gesichter des Wacholders

Er ist ein sagenumwobener Todesbaum, der gleichwohl heilende Kräfte besitzt: Der Wacholder prägte einst weite Landschaften im Oberbergischen. Er hat viele Gesichter – und viele Sagen ranken sich um ihn. So opferte man dem Baum früher etwa Wolle und Speisen, wenn ein Kind erkrankt war. Insbesondere in der Dämmerung kann seine ungleichmäßige Wuchsform aber auch furchteinflößend sein. Ein Grund mehr für die furchlose NeuLand-Kräuter AG sich auf den Weg ins Bergische zu machen, um das Geheimnis des Wacholders zu entdecken …

Wir haben es tatsächlich getan: Ab jetzt gärtnern wir mit Vertrag!

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Judith, Jürgen Gersmann und Christoph Pastoors.

Gehe nicht zum Fürst, wenn Du nicht gerufen wirst. Wir wurden gerufen, also gingen wir. Und nach einer endlos scheinenden Wanderung über Behördenflure in dem neotechnizistischen Prachtbau des BLB an der Domstraße ward uns endlich eine Tür aufgetan. Und da stand er. Jürgen Gersmann, der mit einem liebevollen Augenzwinkern nach unserem Mount benannte Abteilungsleiter des Landesliegenschaftsbetriebs. Wohlgefällig ruhte sein Blick auf uns, als wir unsere Unterschriften unter den Nutzungsvertrag für das NeuLand-Gelände setzten und ihm mit der Übergabe der Bürgschaftsurkunde huldigten. Manche hatten uns ja schon hinter vorgehaltener Hand die Großmeister der Zwischennutzungsvertragsunterzeichnungsverschleppung genannt. Sicher sind zwei Jahre eine lange Zeit für Vertragsverhandlungen. Aber Moment mal: Gut Ding kann immer noch mal besser werden und will deshalb Weile haben. Mit uns Verträge schließen – überhaupt kein Problem. Machen wir mit Links.

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