Gemeinschaftsgarten im Kölner Süden

Autor: NeuLand (Seite 15 von 16)

Michels Workshop

„Ich kann gerade mal einen Blumenkohl von einem Rotkohl unterscheiden“ gestand eine ältere Dame gleich zu Beginn. Da war sie natürlich genau richtig in Michels Garten-Workshop für NeuLand- und Balkon-Gärtner. Michel erklärte den Unterschied zwischen Stark- und Schwachzehrern, die Vorteile des Gießens am frühen Morgen und den Einfluss des Mondes beim Gärtnern: „Pflanzen, die überiridsch ,geerntet‘ werden wie alle Kohlsorten und Blumen, sollten bei zunehmendem Mond gepflanzt werden. Unterirdische Pflanzen wie Möhren und Kartoffeln pflanzt man am besten bei abnehmendem Mond“, fasste Michel seine gärtnerischen Erfahrungen aus mehreren Jahrzehnten zusammen. Michel hat wirklich jeden ein bisschen schlauer gemacht. Nachdem die Grundlagen abgearbeitet waren, wurde aus dem Workshop hohe Schule. Thema: Effiziente Mikro-Organismen. „Ein Bio-Bauer in Fukushima erntet in der Nähe der havarierten Rekatoren absolut unbelastetes Obst, weil er seit 20 Jahren mit diesen Organismen arbeitet“, berichtete Michel dem staunenden Publikum. Aber der Wahrheit die Ehre: Unumstritten sind die Organismen ganz und gar nicht.

Kleiner Grenzverkehr

Erheblich weniger umstritten sind die beliebten Bezeichnungen für markante Plätze im Garten. Setzen wir die Reihe fort. Nun hat unser Sanitär-Container ja im Moment noch die Anmutung einer DDR-Kontrollstelle im „Kleinen Grenzverkehr“. Als Namen kursieren „Checkpoint Charlie“ und „Helmstedt“. Letzterer ist Favorit. „Ich geh nach Helmstedt“, wenn man aufs Klo muss – das hat was. Für die Wiese auf dem Mount Gersmann kann es angesichts von „50 Jahre Bonanza“ mit der Cartwright-Familie nur einen Namen geben: Südweide. „Pa, ich reite mal eben zur Südweide. Die Leute in der Stadt sagen, einige unserer BLB-Schafe dort sind in Schwierigkeiten.“ „Ausgezeichnete Idee, Adam. Und nimm Little Joe mit. Dann könnt Ihr gemeinsam nach dem Rechten sehen.“ Unvergessen, unvergesslich!

Urlaub auf der Brache – Tag 5.

Heute zum Abschluss eine Vormittags-Arbeitssschicht, die es in sich hat: Erstmal kleide ich den Pflanzkasten, den wir mit den Schülern gebaut haben, mit Plane aus. Das geht noch. Danach aber will der Kasten gefüllt werden: Auf den Boden eine Schicht Basaltsteine als Drainage, danach eine Schicht roter Tennissand – und dann eine sehr dicke Schicht Mutterboden (gemischt mit Lehm, den mir Wilfried freundlicherweise kleingehackt hat). Der Mutterboden wiegt schwer, und der Haufen ist – ehrlich gesagt – steinhart, so dass jede Schaufel verdient sein will. Der Schweiß rinnt ein wenig, aber als ich dann die letzte Schicht (weiche, leichte Komposterde) draufschaufle, hat es sich doch gelohnt. Jedenfalls hat mich dieser Vormittag (und ich entschuldige mich für das Wortspiel) so richtig geerdet. Danke, Dirk, für die geduldige Betreuung durch die Woche. Hat viel Spaß gemacht.

Urlaub auf der Brache – Tag 4

NeuLand ist nicht nur ein Garten, NeuLand ist auch eine schnittige Modemarke. Ich bin ein begeisterter Fan des „NeuLand-Schuhs“ geworden, der mit seiner leuchtend roten Farbe weithin sichtbar ist und bei Nicht-Eingeweihten den Eindruck entstehen lässt, ich könnte Platzwart bei den Tennisfreunden Rodenkirchen sein. Mein heutiger Tag: Eigentlich wollte ich ganz aussetzen, dank bleischwerer Müdigkeit. Doch um 14 Uhr dann Interesse an frischer Luft – und folglich doch noch ein Arbeitsbesuch auf der Brache. Dirk bietet an, ich könne heute doch einfach nur auf das Feuer aufpassen – oder (Wort des Tages) mal in Ruhe „stoffwechseln“. Der Gedanke gefällt mir. Stattdessen fülle ich ein bisschen Wasser von Tank zu Tank, und dann vermessen Birgit und ich mit einer drei Meter langen Holzlatte die Grube, die einmal ein Amphitheater werden könnte. Grob gesagt: 24 mal 18 Meter, aber nicht besonders rechteckig und nicht überall gleich tief. Später sitzen wir an besagtem Feuer, und heute ist es hier auf der Brache ganz friedlich – nach dem kunterbunten Kinderbesuch gestern. Fazit: Müde, aber zufrieden.

Tschö mit ö, Du schöner Lingemann

Das war's dann wohl.

Das war’s dann wohl.

Alle, die sich von Lingemann noch persönlich verabschieden wollten, müssen jetzt ganz stark sein. Ihr seid zu spät. Der Patient ist leider von uns gegangen. Mit dem Ende war ja schon lange zu rechnen, aber dass es jetzt so schnell ging, hat uns doch überrascht. Natürlich werden wir Lingemann ein verdientermaßen ehrendes Andenken bewahren. Wie oft hat er uns vor den ablandigen Winden der rheinischen Tiefebene geschützt. Hat uns Unterschlupf gewährt, als bei dem legendären Ideen-Workshop die Hühner-Idee gelegt wurde. Sollten wir jemals Federvieh halten, kann der erste Hahn nur einen Namen tragen: Lingemann!!! Aber es muss ja irgendwie weiter gehen. Der Abraum, der sich derzeit jenseits des Bauzauns türmt, wird gerade im Labor untersucht. Sollte er den Ansprüchen genügen, um später als Tiefgaragenboden wieder ausgebaggert zu werden, verfüllt man mit ihm vorher das Loch hinter dem ehemaligen Lingemann. Und irgendwann Ende Oktober verschwindet das Abriss-Unternehmen. Dann gärtnern wir auf Teufel komm raus. Und nur der Himmel ist die Grenze. Na ja, da oben haben wir heute den ersten Zugvögelschwarm über der Halle des Volkes auf seinem Weg Richtung Süden gesehen. Die Natur schenkt uns alles, manchmal aber auch nichts. Halten wir uns an den großen Satz des noch größeren Meisters des öffentlichen Grüns: „Immer weitermachen.“ (Oliver Kahn)

Urlaub auf der Brache – Tag 3.

Frühstart um 8.30 Uhr – wir erwarten 27 putzmuntere Kinder der Grundschule Mainzer Straße. Der Plan: In Kleingruppen die Brache erkunden und den Kids das Sägen, Schaufeln, Schrauben, Sieben und Schubkarre schieben beibringen. Nicht, dass sie das nicht schon könnten. Ich zimmere mit einer netten Kleingruppe einen 1-A-Pflanzkasten, vor allem Diogo will es wissen und bleibt bis zur letzten Schraube. Die Zeit von 10 bis 12 vergeht wie im Fluge. Die Kids sind super, motiviert und neugierig. Fein. Danach hole ich noch Nussecken, habe dann aber einen Hänger und gönne mir für den Rest des Tages ein wenig Urlaub vom Urlaub auf der Brache: Chillen muss auch mal sein.

Urlaub auf der Brache – 2. Tag

Die Sonne scheint, morgens um 9.15 Uhr. Die erste Tat: Tennissand in den Eingangsbereich Koblenzer Straße, dazu eine Reihe Steine, sieht schon viel wohnlicher aus. Danach wieder ein Kiste schrauben – da kommt schon Dirk mit leckerem Kaffee. Passt. Wir kleiden dann die Kiste mit Plane aus – und das im Laufe des Tages bei zunehmender Bewölkung auch noch bei zwei weiteren Kisten. Zwischendurch taucht eine Schulklasse auf, betreut von Kyra. Schüler auf Erdhaufen, in Tomaten beißend. Danach harte Arbeit: Dirk und ich laden erstmal Ahmeds LkW aus (neues Holz für Kisten), danach schleppen wir mit Verstärkung die beiden großen Kisten für den Holzboden des runden Zeltes von der Böschung hinunter zur „Halle des Volkes“. Es sind erste Vorbereitungen für den Winter, denn die Kisten sollen nicht nur geschützter stehen, sondern auch Windschutz bieten. Inzwischen sind auch Birgit, Stefano und Michel gekommen. Und wir hieven noch einen der Wassercontainer via Schubkarre über die Brache zu seinem neuen Standort zwischen den Komposthaufen. Es ist schnell 16 Uhr, und meine Hände sehen aus, als ob ich den ganzen Tag in einem Garten gearbeitet hätte. Was ja auch stimmt.

 

Jörg-Christian Schillmöller ist in dieser Woche Praktikant auf NeuLand.

 

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