Gemeinschaftsgarten im Kölner Süden

Autor: Stefan (Seite 12 von 18)

NeuLand – Wir machen aus Pudding Muskeln

Ja, ja NeuLand zieht Kreise. Jetzt sind wir sogar schon Thema der deutsch-amerikanischen Regierungsgespräche auf höchster Ebene. Angela Merkels Satz „Das Internet ist für uns alle NeuLand“ ließ aufhorchen, führt aber sachlich in die Irre. NeuLand ist nicht für uns alle das Internet. Wir sind nämlich alles andere als virtuell. Unsere Bohnen kann man pflücken, kochen und auch essen. Versuch das mal mit Spiegel-Online.

Lokaler als wir geht nicht

Wir haben uns in der vergangenen Woche aber nicht nicht ausschließlich der Verbesserung der transatlantischen Beziehungen gewidmet. Es wurden Vorbereitungen getroffen für die Ankunft eines neuen Lagerraums für unsere Gartengeräte. Uns steht ein Übersee-Container ins Haus. Jetzt könnte man meinen, unter weltweit täten wir’s nicht. Ganz falsch. Lokaler als wir geht nicht. Seit Samstag hat das Bürocontainer-Dach als Tankstelle ausgedient. Wir haben die 1000-Liter-Gefäße heruntergeholt, weil das Büro in Kürze versetzt wird. Außerdem haben wir in unserer Bohnenrepublik NeuLand jede Menge Erde bewegt, um Platz für den neuen Container zu schaffen. Arbeit satt. Zum Schluss noch ein Wort an die Kanzlerin: Frau Merkel, betreten Sie doch mal NeuLand im Internet: www.neuland-koeln.de. Oder kommen Sie vorbei. Ganz real. Bei uns ist immer offen. Und sie werden danach aussehen, als wären sie in den Jungbrunnen gefallen, denn: NeuLand – wir machen aus Pudding Muskeln

Pizza, Beach-Life und ein leichter Hauch von dicker Luft

Stand jetzt ist der Ofen aus. Stand Sommerfest – Sonntag, 14. Juli – ist unser neuer Pizza-Ofen dreimal heißer als jeder Hot-Spot zwischen Bayenthal und allem, was sonst noch so backt. Und macht Euch auf Einiges gefasst. Denn: kleine Brötchen backen ist des NeuLand-Gärtners Sache nicht. Ein Sechspfünder aus echtem Dinkelschrot und –korn sollte schon drin sein. Bis es soweit ist, warten wir mit Lara, Hanna und Andi, die den Ofen gebaut haben, bis dass die Röhre trocknet. Beim Zuschneiden der Steine gab es jedenfalls ziemlich häufig dicke Luft (Foto). Aber dem Winter sehen wir mit bisher nicht gekannter Gelassenheit und einem alten Sprichwort entgegen: „Wessen Ofen geheizt ist, der glaubt, es sei überall Sommer.“ Den erleben derzeit vor allem Jung, aber auch Alt, in unserem Bläck-Fööss-Bereich. Auf Rollrasen im Schatten des Weiden-Doms lässt man den lieben Gott einen guten Mann sein, spielt eine extreme Runde Uno oder versumpft beim Kanalbau auf der „Weiden-Domplatte“ aus Spielplatzsand. Das Dom-Spielplatz-Foto mit Strand-Gefühl war ein echter Renner und ging auf facebook vieltausendfach um die Welt. Zu Recht.

Posieren für „a tempo“

Echte Hingucker waren aber auch alle NeuLänder beim Posieren für den dm-Fotografen. Im September kommt nämlich nur einer von uns auf den Titel der „a tempo“. Vielleicht der Ofenbauer, der wie der „Terminator“ mit der Flex posierte? Oder der Gärtner mit der peinlichen Kopfbedeckung, der in einem Langbeet sein Haupt reckte, als stünde er auf einem Feldherrenhügel irgendwo zwischen Waterloo und dem Völkerschlacht-Denkmal? Am Ende gar der Imker, dessen Titelbildchancen die Maske vor dem Gesicht allerdings eher nicht verbesserte? Aufgemerkt und bitte im Kalender festgehalten: Das Heft mit Titelgärtner, sechs bis acht Seiten über NeuLand und einer Auflage von 1,1 Millionen gratis erhältlich im September in allen dm-Drogeriemärkten. In unseren Beeten geht es von Tag zu Tag deutlich sichtbarer voran. Das liegt natürlich an der guten Pflege von denen, die sich kümmern. Oder sind unsere Pflanzen doch sensibler als wir denken und geben sich angesichts der Aktivitäten von Lara, Hanna und Andi besondere Mühe. Denn wie sagt doch die schöne alte Bauernregel: „Was im Juni nicht wächst, gehört in den Ofen.“ Also, Ihr Gurken! Haut rein!

NeuLand oder Madrid: Hauptsache Dahlien

Neulich im NeuLand. Ein Pärchen Mitte 20 ist bereit für den nächsten Schritt. „Wir haben uns das länger überlegt. Wir sind hier, um den Vertrag zu unterschreiben.“ „Hä, was für einen Vertrag?“ „Um hier zu gärtnern.“ Liebe Freunde des urbanen Grüns: Wir sind doch kein Fußball-Verein! Bei uns hat die Mittelfeldsalat-Strategin keine Ausstiegsklausel. Und für unseren Braunfäule-Abwehrrecken wurde keine Ablösesumme festgeschrieben. Da könnte ein großer Gartenverein kommen und unseren Verteidiger der Tomatenpflänzchen mit der Aussicht locken, in der nächsten Saison um einen internationalen Titel zu gärtnern. Damit haben wir keine Verträge. Unsere Devise bleibt: Paragraphenfrei die Gärtnerei! Alles, alles, alles gehört allen, allen und nochmal allen.

Winde wehen, Schiffe gehen, aber unser Zelt bleibt stehen

Ansonsten war in der vergangenen Woche wie immer eine Menge los in unserem Gemeinschaftsgarten. Das Wichtigste zuerst: Winde wehen, Schiffe gehen, aber unser Zelt bleibt stehen. Der aus gegebenem Anlass spontan gegründete Arbeitskreis „Statik, Zelt und Windprognose“ stabilisierte das mit Abstand höchste Gebäude auf NeuLand vorerst dauerhaft. Unser Gewächshaus entließ zahlreiche Jungpflanzen in die Beetkisten-Freiheit, der Rollrasen wächst wie Hulle, eine neue Beetlinie wurde vollendet, und der Weiden-Dom wird schneller als gedacht zur grünen Hölle. Beim Südstadt-Straßenfest haben wir zusammen mit den freundlichen Gartensympathisanten von „meine-suedstadt.de“ einen Stand auf der Kurfürstenstraße gerockt. Während die Waffeln der Online-Berichterstatter weggingen wie geschnitten Brot, brachten wir jede Menge junges Gemüse unter die Leute. Im Vorzucht-Modus. Schönes Fest, viele Besucher, gerne wieder. Und sowieso halten wir es weiterhin wie Andy Möller, leidenschaftlicher Naturfreund mit einem ausgeprägten Schwalben-Faible, gefangen im Körper eines überdurchschnittlich begabten Ballathleten. Als dessen Vertrag bei Borussia Dortmund auslief und Wechselgerüchte die Runde machten, stülpte er spontan sein Inneres nach Außen und ließ so oder so ähnlich das Gärtnerherz sprechen: „NeuLand oder Madrid. Hauptsache Dahlien.“

Das Wetter lässt uns völlig kalt

„Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war“, sagte Mark Twain. Man mag ihm das nachsehen, denn er kannte ja die NeuLänder nicht. Das aktuelle Wetter lässt uns völlig kalt. Im NeuLand wird immer in die Hände gespuckt, wir pfeifen aufs Bruttosozialprodukt. Bei uns hat Wachstum Hochkonjunktur. Wir machen einfach immer weiter. Auch wenn sich der Sommer anscheinend in eine tiefe Rezession verabschiedet. Wir warten gelassen optimistisch ab, was uns in in nächster Zeit sonst noch so blüht. Denn bei uns entstehen vor unserer Haustür blühende Landschaften. Übrigens auch mit Blumenkohl.

Der Besuch der kalten Dame …

… fiel aus. „Wir warten auf die kalte Sophie“ hatte es Unheil unkend auf der Einladung geheißen. Aber: Falsch geunkt. Die ungeliebte kalte Dame aus der Familie der Eisheiligen kam gar nicht zum Frühlingsfest im NeuLand-Garten. 20 Grad und ein laues Lüftchen prägten den Tag auf der ehemaligen Dom-Brauerei-Brache. Statt Tante Sophie waren 200 Nachbarn aus der näheren und weiteren Umgebung gekommen, um den Gemeinschaftsgarten einmal aus nächster Nähe zu erleben. Und fast alle hatten kleine Kinder mitgebracht. NeuLand-Gärtnerin Gisela präsentierte an dem Workshop-Tag die neueste Errungenschaft des Vereins: Den „Vitamix TNC 5200“ – die Mixer-Legende aus den USA. Auf dem Weg zur Legende sind auch Giselas Smoothies, die reißenden Absatz fanden.

Plünderungen am Büffet

Und während die einen bei Iwonas Terra-Preta-Seminar lernten, wie man aus Holzkohle, Häckselgut und effizienten Mikroorganismen die unglaublich fruchtbare Erde aus dem Amazonas-Gebiet herstellt, ließen sich die anderen von Judith erklären, wie ein Gemeinschaftsgarten funktioniert. Und wer einfach nur die Sonne genießen wollte, plünderte das Büffet, ließ es sich in der Hollywood-Schaukel gut gehen und zockte mit, als Liedermacher „Pike“ NeuLand-Jutesäcke mit Logo versteigerte. Alles bestens also. Und wenn die NeuLänder mit der Inbetriebnahme des Gewächshauses die alte kalte Dame Sophie vergrätzt haben sollten, ist ihnen das wohl mehr als recht.

Schotte, Schwabe, Imker – bee space bei NeuLand

Berufsimker Johann van den Bongard hat beim Workshop „Betriebsweise Dadant“ die grauen Zellen der bieneninteressierten NeuLänderinnen und NeuLänder sowie vieler weiterer (angehender) Hobby-Imker zum Summen gebracht. Eine bienen- und imkergerechte Bienenhaltung ist eine Wissenschaft, ein Handwerk und eine Dienstleistung zugleich. Los ging der Workshop im Baui mit einer detaillierten Einführung in die Hardware der Bienenhaltung: Beute, Boden, Brutkasten, Honigraum, Bienenflucht, Futtertasche, Rahmen und Rähmchen, Waben, Mittelwand, Deckel, … Danach gab es eine kurze soziologische Betrachtung des Wesens des „Imkers“ an sich: „Imker sind ganz eigenartige Menschen“.

Imkern im NeuLand-Style

Mit diesem Satz warnte uns Herr van den Bongard davor, gebrauchte Hardware von Alt-Imkern zu kaufen, denn „die Steigerung von Geiz ist Schotte, Schwabe, Imker.“ Na klar, ganz uneigennützig war diese Warnung nicht, schließlich gibt es in seinem Online-Shop alles, was das Imkerherz begehrt. Aber der Workshop war keine Werbeveranstaltung und auch kein dogmatisches Plädoyer für die Betriebsweise Dadant. Nein, Herr van den Bongard hat immer wieder betont, dass wir NeuImker unseren ganz eigenen bee style beim Imkern kreieren sollen. Er hat uns lediglich seine Betriebsweise vorgestellt und uns unzählige wertvolle Tipps für den Start unsers Bienenprojekts mit auf den Weg gegeben. Darüber hinaus haben wir gelernt, dass der Schwarmtrieb der Bienen ganz einfach zu erklären ist: „Das ist wie bei uns, die natürlichen Triebe müssen befriedigt werden, sonst zieht einer aus.“ Jetzt gilt es noch bee space zu erklären: Der bee space wurde 1851 vom Amerikaner Lorenzo Lorrain Langstroth entdeckt und bezeichnet den idealen Abstand zwischen Rahmen und Beutewand. Dieser liegt bei acht (plus/minus zwei) Millimeter. Halten wir diesen ein, steht dem NeuLand Honig fast nix mehr im Weg und es bleibt nur zu hoffen, dass wir unsere zukünftigen Bienen bei all der Euphorie nicht „tot gucken“.

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