Gemeinschaftsgarten im Kölner Süden

Autor: Stefan (Seite 14 von 18)

So schlau wie wir sind wir seit gestern – Und der Allmende sei’s gedankt

Wer jemals gedacht hat, Wissens-Allmende funktioniere höchstens bei wikipedia und beim Firefox-Browser in der nerd-world-Netzgemeinde, wurde an diesem Abend in der Stadtwald-Holz-Schreinerei ein für allemal eines Besseren belehrt. Sabine Röser, Diplom-Architektin und NeuLand-Gärtnerin, teilte ihr umfangreiches Wissen über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der ehmaligen Brauerei-Brache und des Großmarktgeländes mit 20 Zuhörern und -hörerinnen auf eine ebenso unterhaltsame wie lehrreiche Weise. Das blieb nicht folgenlos für den zukünftigen Lauf der Dinge. Spontan entschied man sich, einen Runden Tisch zum geplanten Justizzentrum auf der ehemaligen Dom-Brauerei-Brache zu gründen. Wann der Tisch gedeckt wird, wird per Doodle-Abstimmung festgelegt. Wer daran Platz nehmen möchte, meldet sich unter info@neuland-koeln.de und bekommt den Link zugeschickt.

Das Gewächshaus wächst!

Montag Mittag, strahlender Sonnenschein auf der NeuLand Brache. Dirk Kerstan ist da, der Gartenkoordinator, und wir denken beide: Nicht schlecht, Herr Specht. Hätte irgendwer am Freitag gesagt, dass wir bis zum Sonntag zwei Wände unseres Gewächshauses zum Stehen bringen, mitsamt der Fensterscheiben: Wir hätten abgewinkt. Echt.

Rückblende, Freitag:

Startschuss: Der Boden ist steinhart gefroren, selbst mit der Spitzhacke ist nichts zu machen. Dirk ist da, Michel und Wilfried und einige Frauen, die spontan helfen kommen (deren Namen ich aber leider nicht mehr weiß) – und dann Doro und André (der sehr tapfer mithilft mit seinen 11 Jahren, chapeau). Wir sägen und schrauben an den Kisten, die unser Gewächshaus stabilisieren sollen. An das Begradigen des Bodens ist nicht ernsthaft zu denken: Selbst am Nachmittag ist die Erde an dem meisten Stellen noch zu hart. Immerhin: einige Kisten schaffen wir.

Der Samstag:

Der Vorteil: Es hat getaut. Der Nachteil: Die Brache ist eine Schlammgrube, aus eisiger Erde ist Matsch geworden. Bis zu den Knöcheln stecken wir in rotem Tennis-Schlamm, als Wilfried, unser Schreinermeister, sein geändertes Bau-Konzept vorstellt. Das heißt: Die Kisten von gestern sind nun in der Tat von gestern. Wir brauchen Kisten, die besser passen. Wilfried und Michel machen sich daran, die Seitenwände des Hauses vorzusägen und zu schrauben. Dirk und ich bringen mit einer Schubkarre die nun freigewordenen Kisten zur Böschung, wo sie im Frühling einen neuen Platz finden sollen. Erstaunlich, wie langsam die Schubkarre in dem schlammigem Boden vorankommt. Die vier neuen Kisten sind dagegen schnell gebaut. Achim und sein Sohn kommen und noch ein paar Erwachsene und Kinder. Am Nachmittag dann ein feierlicher Moment. Wir tragen die Seiten-Elemente zu dem (immer noch sehr matschigen) Stellplatz und richten sie auf, um sie mit Schrauben an den vier Eck-Kisten zu befestigen. Unter unseren Sohlen schmatzt der Schlamm, immer wieder müssen wir kleine Sickergräben schaufeln, um das Gewächshaus-Areal notdürftig zu entwässern. Trotzdem: Da stehen jetzt tatsächlich zwei Wände, das ist nicht mehr zu leugnen. Der Tag hat sich gelohnt, sogar die ersten Fenster passen wir noch ein.

 Der Sonntag:

Der reinste Luxustag. Denn: Die Sonne scheint. Der Boden ist etwas trockener, und unsere Laune hat sich deutlich gebessert. Bis zum Nachmittag haben wir alle Scheiben drin (mit Michels Spezial-Schrauben-Technik sieht es besonders gut aus). Diesmal ist auch Tanja voll dabei und schraubt eine Kiste nach der anderen. Uschi mit ihrer guten Laune (trotz Zahnweh) hilft ebenfalls mit, außerdem Kyra mit Nachwuchs, eine nette Truppe sind wir.Am Ende des Reinhau-Wochenendes ist nur die Dach-Frage noch offen. Giebel? Oder nur Schräge? Wie hoch soll es sein? Aber das sind Dinge, die uns nicht mehr aus der Ruhe bringen können. Nicht nach diesen drei Extrem-Tagen mit Schnee, Matsch und Sonne. Eines aber wir haben wir uns fest vorgenommen: Wenn wir hier an einem lauschigen Sommerabend mit einem kalten Bier am Lagerfeuer sitzen, dann werden wir anstoßen und sagen: Weißt Du noch, damals im Februar…

Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin?

Die großen Fragen des menschlichen Seins werden natürlich auch im NeuLand gestellt. Und dermaßen geerdet beantwortet, wie es ganz bestimmt nur in unserem Garten möglich ist. „Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin?“ lautete die Fragestellung beim Planungstreffen auf schneeweißer Ex-Brache am Wochenende. Die Vergangenheit wurde als Erfolg verbucht, die Richtung für die Zukunft war unumstritten: Landgewinn und damit verbunden der Lückenschluss zum Mount Gersmann steht als erstes an. Und am Zaun zur Koblenzer werden wir darüber hinaus Beetkisten aufstellen. Das Gewächshaus soll im Frühjahr am Bauzaun vor dem Abrissgelände stehen. In diesem Jahr steht Wachstum schon wieder ganz oben auf der Tagesordnung! Wachsen werden wir schon beim Beetkistenbau vor der Pflanzperiode. Wir wollen ja groß und stark werden. Denn:

Willkommen in der Vergangenheit – Wir glühen für die Zukunft

Für die einen war es ein Trip in die Vergangenheit, für die anderen war es absolutes NeuLand. 30 Gemeinschaftsgärtnerinnen und -gärtner waren am Reinhautag damit beschäftigt, am Bauzaun entlang der Koblenzer Straße „Land zu gewinnen“. Weiße Folie auslegen, mit der Schubkarre roten Sand fahren und verteilen. Wie früher. Und die Neuen? Wann kann man in der Stadt schon einmal ein Stück Boden für sich reklamieren? Für wie lange auch immer.

Mit Glühwein, Marshmallows und Stockbrot über offenem Feuer sowie Kürbissuppen, die allesamt „ratzifatzi“ aufgegessen waren, strebte das Gartenglühen seinem Höhepunkt entgegen. Das Lagerfeuerkonzert bei gitarristenunfreundlichen Temperaturen war außergwöhnlich. Pike machte den „Opener“ mit seiner NeuLand-Ballade, die wir im nächsten Jahr auf jeden Fall in die Top Ten hieven. Und wir melden ihn bei „Voice of Germany“ an. Karl Scott gab als Top-Act ein Hutkonzert. Dazu nur soviel: Hut ab.

Et hätt noch immer jot jejange

Ganz kurz: Die Jungs vom ADAC haben den Stapler mit der Winde ihres Abschleppwagens in Richtung Alteburger Straße aus dem Garten gezogen. Die schon behobenen Schäden auf unseren Wegen hielten sich in engen Grenzen. Das lag natürlich in erster Linie daran, dass wir überall mindestens zehn Zentimeter Tennisplatzsand aufgetragen haben. Alles gut gegangen. Der Stapler ist wieder auf dem Bolder-Gelände. Danke nochmal für die Paletten. Und nichts für ungut; Herr Verwalter!

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Stapler, Tölpel und Paletten – dumm gelaufen, festgefahren

„Du Schatz, ich kann das erklären. Es ist jedenfalls nicht das, wonach es aussieht.“ Kein B-Movie aus Amiland. So war das heute auf NeuLand, denn Sätze wie die zu Beginn kamen mir in den Sinn, als ich vier Männner und einen Gabelstapler auf der Rampe von der Koblenzer Straße in unseren Garten antraf. Mein Misstrauen wurde nicht geringer, als der unglückselige Stapler-Chauffeur stammelte, er sei in den Garten gefahren, um ein paar Paletten zu leihen und die so selbstverständlich wie umgehend zurückzugeben. Danach nahm unser Kontaktanbahnungsgespräch einen weniger harmonischen Verlauf. Bemerkungen  wie „Dumm gelaufen, festgefahren“ und sogar das garstig Wort „Palettenklau“ blieben dem armen Tölpel nicht erspart. Aber dann wendete sich doch noch alles zum Guten. Der sympathische Bolder-Lagerverwalter wagte sich aus der Deckung und berichtete, dass er beim Verschenken von Paletten an die NeuLand-Gärtner ein wenig über das Ziel hinaus geschossen sei. Er müsse ein paar Geschenke zurückholen, werde die aber später ersetzen. Angesichts dieser Entwicklung und der Tatsache, dass man versuchte, den Stapler mit Unterstützung von zwei netten Handwerkern und einer Dachlatte aus seiner misslichen Lage zu befreien, wurde auch der neutrale Beobachter von Gefühlen wie Mitleid und „maskuliner Fürsorge“ – da ist sie wieder! – überwältigt. Der Verwalter ist in Schwierigkeiten: Paletten hat er immer noch nicht, und der Stapler hat sich den Tag über, Stand Dienstagabend, 21 Uhr, nur einen halben Meter bewegt: Nach unten.

 

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