Gemeinschaftsgarten im Kölner Süden

Kategorie: Wir planen die Stadt (Seite 7 von 12)

Wer gute Grundsätze hat…

Rolf Krähmer ist ein Mann mit festen Überzeugungen: „Ich wohne in Nippes. Da fährt man nicht in die Südstadt!“ Aber getreu dem Motto „Wer feste Grundsätze hat, muss keine Prinzipien reiten“ machte der Geschäftsführer des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW für NeuLand eine Ausnahme. Der Eigentümer unseres Grundstücks kam zur Chefvisite. Und so stand er neben Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, die sich ebenfalls die Ehre gab, im Garten und war ziemlich baff: „Da haben Sie aber eine Menge auf die Beine gestellt.“ Und auf rote Erde.

Bürgergarten in öffentlichem Grün

Frau Bürgermeisterin war schwer entzückt. Für die Zukunft kann sie sich vorstellen, dass der NeuLand-Garten in die Verlängerung des Grüngürtels integriert wird. Ein Bürgergarten in öffentlichem Grün. Da simmer dabei. Natürlich haben wir auch den Geschäftsführer nach der Zukunft von NeuLand und dem Stand in Sachen Justizzentrum auf unserer Fläche gefragt. Er gab den Geheimniskrämer: „Wir prüfen derzeit etliche Alternativstandorte. Welche, kann ich nicht sagen.“ Auf die Frage, was man in zwei Jahren auf unserer Fläche sehen werde, war seine Antwort eindeutig: „Bagger.“ Jetzt mal unter uns, Herr Krähmer: Welchen Grund sollten wir haben, mit derart schwerem Gerät zu gärtnern?

Springbrunnen? Kannste vergessen! Oder: Das Nachtschichtgesicht von Köln

Na, Ihr drei unermüdlichen Jäger und Sammler auf den Spuren des in dieser Stadt so spärlich sprießenden urbanen Grüns. Hallo wach, Ausreißer! Immer noch auf der Flitze, weil Ihr glaubt, in Köln gäbe es Ecken, die schöner grün sind als NeuLand? Aber bei der jüngsten August-Hitze wurde bei Euch da draußen das Wasser knapp, oder? Einmal untertauchen, das wär’s gewesen. Und dann habt Ihr an einen alten Ratsbeschluss gedacht und wolltet Euch in den jahrelang geplanten Springbrunnen auf dem neu gestalteten Breslauer Platz hinter dem Bahnhof retten. Springbrunnen? Könnt Ihr vergessen! Da seid Ihr übrigens nicht die ersten. Ging der Verwaltung genauso. Die hat auch nicht mehr daran gedacht.

Bohne im Pflanzsack vertrocknet

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Ganz allein in weitem Grau.

Das Ding soll aber irgendwann doch noch gebaut werden. Jedenfalls vielleicht, heißt es. Für Euch Ausreißer sicher zu spät. Und jetzt? Die Bohne im Pflanzsack vertrocknet. Und seitdem sie beim Anmarsch über die zu hoch stehenden Steinplattenkanten gestolpert ist, hat auch die Pflanzkiste nicht mehr alle Latten am Beet. Mensch Ausreißer, Euer Ausflug in die graue Wüste hinter dem Bahnhof steht wirklich unter einem schlechten Stern. Aber aufgepasst: „Hinter dem Bahnhof“ gibt es ja nicht mehr, sagte Baudezernent Franz-Josef Höing bei der Neueröffnung des Breslauer Platzes im März: „Es gibt jetzt nur noch zwei Vorderseiten.“ Die hintere von den beiden hat eine Lichtsäulenreihe, bei deren Anblick man spontan an nadellose Fichten denkt, die stehend im Waldsterben liegen. Und rechts davon eine monumentale, säulengetragene U-Bahn-Haltestelle, neben der die Akropolis aussähe wie die Mehrzweckhalle von Köln-Höhenhaus. Freibeuter, kecke Pflanzkiste und tumber Pflanzsack: Macht Euch vom Beton, Ihr Schlachtenbummler der menschenfreundlich-grünen Stadtgestaltung! Hinter diesem Bahnhof könnt Ihr keinen Blumentopf gewinnen. Aber eine Frage haben wir noch: Der Breslauer Platz beim Blauen Zelt mit Musicals wie „Die Schöne und das Biest“ soll das Antlitz unserer Stadt mitprägen? Mal ehrlich: Mit dem Gesicht sollte Köln nur noch Nachtschicht schieben.

Adieu NeuLand – Bonjour tristesse: Die Ausreißer im Rheinauhafen

Mein lieber Kokoschinski! Wo seid Ihr Ausreißer denn jetzt gelandet? Ihr wart doch wie wir. Wir hatten doch alle das gleiche Ziel: Landes-Land in Volkes Hand. Und jetzt? Die große Ranschmeiße an das Obervolk in menschenfeindlicher Umgebung? Liebe kecke Vorzeigekiste und lieber tumber Pflanzsack, der gerade noch so nett auf rotem Sand auf dicke Bohne machte: Was wollt Ihr denn im Rheinauhafen? Über Nacht schon wieder rüber gemacht. Diesmal in die Oberstadt. Schon wieder gelandet in einer Beton-Landschaft ohne einen Hauch von Grün. Und jetzt die edle Wurzelholzkiste geben an feinsten Prinzessböhnchen im Designer-Bändchen-Folien-Säckchen? Habt Ihr denn gar keinen Stolz? Und wo habt Ihr eigentlich den Piraten aufgegabelt?

„Freunde, lasst uns abhauen“

Ach so, der ist nur mit dabei als Erinnerung an die rebellische Zeit. Gemeinschaft, Allmende und so. Als alles allen gehören sollte. Und die Eigentumswohnung mit Blick auf den Strom so unvorstellbar war wie ein Zweitwagen und zwei Tiefgaragenparkplätze. Lange her. Freibeuter, mach, dass die NeuLand-Ausreißer weiter ziehen. Nach dem Motto der Bremer Stadtmusikanten: „Freunde, lasst uns abhauen, was Besseres als hier finden wir überall.“ Und wie sagte schon vor Jahren unser aller Kokoschinski. „Wer freiwillig im Rheinauhafen wohnt, der findet es überall schön.“

Wisse, was Du isst!

Immer mehr Menschen, nicht nur in Köln und Deutschland, machen sich Gedanken darüber, wie sie mit ihrem persönlichen Konsumverhalten gute, qualitätvolle, fair und ökologisch hergestellte Lebensmittel fördern und auf den Teller bekommen können. Essen, das nicht tausende Kilometer zu uns reisen muss, Essen, dessen Erzeuger wir im besten Fall kennen und der es uns direkt verkauft, Essen, das schmeckt und für das weder Pflanze noch Tier noch Hersteller gequält werden muss. In der Werkstatt von Stadtwaldholz haben wir gestern wieder Einiges dazu gelernt, wie wir organisieren können, dass das kein Traum bleibt.

Besuch aus Paris

Die beiden Pariser Startup-Unternehmer Marc-David Choukroun und Étienne de Montlaur von der französischen Internet-Plattform „La Ruche qui dit oui“ zeigten und erklärten sehr lebendig, wie sich Einkaufsgemeinschaften zusammenschließen können, die über einen „Community-Leader“ den Kontakt zu regionalen Bauern/Lebensmittelhersteller knüpfen und Sammelbestellungen aufgeben. So kann, möglichst CO2-neutral, das Essen direkt vom lokalen Erzeuger in die Stadt kommen. Im Herbst soll die Plattform auch in Deutschland starten – und die NeuLänder wollen zu den ersten Einkaufscommunities gehören, die sich dort mit regionalen Bauern zusammentun!

Direktvermarktung hat Zukunft

Ähnlich und doch anders organisiert die von Slowfood getragene „Genussgemeinschaft Städter und Bauern“, die eine der Initiatorinnen, die Köchin und Finanzallrounderin Petra Wähning aus München. Hier investieren – meist städtische – Verbraucher Geld in bäuerliche Kleinbetriebe der Region, damit der Landwirt wiederum in seine handwerkliche Produktion investieren und die hergestellten Lebensmittel direkt vermarkten kann. Per Einkaufsgemeinschaft kommen sie ohne Umwege zum Verbraucher – investiertes Geld arbeitet sinnvoll, Zinsen erhalten die Kleininvestoren in Form von „Genussrechten“ an gutem Essen. Und schließlich erzählt der Kölner Amateur-Mitlandwirt Lars Lange noch vom Selbermachen in solidarischer Landwirtschaft: Städter mieten Äcker und beackern diese gemeinsam oder mit einem gemeinschaftlich bezahlten Gärtner. Die Zukunft ist nicht nur denkbar. Sie ist machbar. Und mit einem Zuwachs an Direktvermarktung können viele bäuerliche Kleinbetriebe erhalten werden, die sonst am Druck zu (quantitativen) Wachstum und Einseitigkeit und den Zwängen der EU-Bürokratie scheitern müssten.

NeuLand im Niemandsland

„Kein schöner Land in dieser Zeit, als hier das uns’re weit und breit…“ Ob das stimmt, wollten diese beiden vorwitzigen Ausreißer einfach mal für alle Zeiten bestätigt bekommen und haben in einer Nacht- und Nebelaktion den Standort gewechselt. NeuLand auf Abwegen im Niemandsland. Unsere Vorzeigekiste wie immer vorneweg, und der tumbe Pflanzsack natürlich mir nichts dir nichts hinterher. Ja, ja, und dann auf rotem Sand im Sack auf Dicke Bohne machen. Vielleicht haben sie den Blick auf die unbelebte Brache einfach nicht mehr ausgehalten. Im NeuLand-Garten wird es grüner und grüner, und jenseits des Bauzauns regiert soviel Grau, das ist das Grauen. Auf mittelalterlichen Karten hieß es bei ähnlich unentdeckten Angst-Räumen „HSL“ (Hic sunt leones – Hier sind Löwen). Na sei’s drum, auf unserer Karte steht „BLB“ (Bauwens liebt Beute). Da wären wir wieder bei den Löwen. Aber wir schweifen ab. Trotz allem werden wir den beiden Rackern mal ordentlich die Leviten lesen von wegen Ausreißen und so. Einfach mal eben rübermachen, das könnte ihnen so passen. Obwohl? Je länger man darüber nachdenkt…

Bürgerbeteiligung in Köln – heute, 19 Uhr, im hdak-Kubus

Mit dem Zauberwort „Bürgerbeteiligung“ schmücken sich viele Kommunen – auch die Stadt Köln. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder unterschiedliche Ansätze, Bürgerbeteiligung in Köln umzusetzen – bei Großprojekten etwa wie dem Godorfer Hafen und dem Ehrenfelder Helios-Gelände.  Doch: Funktioniert sie wirklich, die Bürgerbeteiligung in Köln? Sind die Beteiligten am Ende zufrieden, wird die Stimme „der Bürger“ tatsächlich gehört?

Von Helios lernen?

Heute Abend sind Hawe Möllmann, der Sprecher der Bürgerinitiative Helios, und der NRW-Geschäftsführer des Mehr Demokratie e.V., Alexander Trennheuser zu Gast bei NeuLand und hdak. Ausgangspunkt ist der Bürgerbeteiligungsprozess in Ehrenfeld. Dort begehrten 2000 Menschen gegen ein geplantes Einkaufszentrum auf. Der daraufhin von der Stadt eingeleitete Bürgerbeteiligungsprozess mit Workshops gilt allgemein als Beispiel für eine gelungene Bürgerbeteiligung. Wie lief dieser Prozess ab, was lief daran gut, was hätte besser laufen können? Was müssen Bürger tun, um sich effektiv einzubringen? Das sind die Fragen, um die es an diesem Abend geht – auch mit Blick auf das nächste Großprojekt: Die Umgestaltung des Großmarkt-Geländes zum neuen Stadtquartier in den kommenden 15 Jahren.

Eine Veranstaltung in der Reihe „Jeden Dienstag 19 Uhr – eine Stunde Baukultur“. Veranstaltungsort: Haus der Architektur Köln, hdak-Kubus, Josef-Haubrich-Hof, 50676 Köln. Eintritt: frei.  Anmeldung: nicht erforderlich.

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