NeuLand Köln

Gemeinschaftsgarten im Kölner Süden

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Unser Fensterscheibenglaspalast wird jetzt zu einem Wintergarten

Aus unserer einst zugigen Glasjurte wird mehr und mehr ein urgemütlicher Ort. Am Wochenende haben wir die Ritzen dichtgemacht, durch die uns vorher der Wind zuverlässig mit Fußkälte versorgt hat. Jetzt haben wir es zwar noch nicht wirklich mollig warm, aber mit Hilfe von Kerzen in umgestülpten Blumen- und anderen Töpfen, warmem Tee und Leuten, die eng aneinanderrückten, waren die Temperaturen beim Gewürze-Workshop von Heidi ganz passabel. Um wem das nicht reichte: Der Workshop war passgenau auf diesen Tag ausgerichtet: „Gewürze, die wärmen und stärken“. Die Jurte war voll von Leuten, und von außen konnte man nichts erkennen, weil die Scheiben komplett beschlagen waren. Gut gewürzt.

 

Zitronenverbene, Erdbeerminze, Olivenkraut und ein Pakt

NeuLand liegt eingebettet zwischen vierspuriger Straße, Ausfallschneisen und einem Wohnblock, den der schlagzeilenträchtige Esch-Fonds gebaut hat. Die Gymnicher Mühle bettet sich in die sanfte Auen- und Bördenlandschaft der Erft. Es war Liebe auf den ersten Blick. Zumindest unsererseits. Unsere umtriebige Kräuter-AG organisierte Anfang des Monats ein Exkursion nach Gymnich, zum rheinländischen Nabel der Kräuterwelt.

Rosengarten und Streuobstwiese

Um die Hofanlage mit Wirtschafts- und Mühlengebäude als kulturelles Erbe zu erhalten, entsteht hier gerade ein Naturparkzentrum, in dem auch ein schöner Kräutergarten, ein Rosengarten und eine Streuobstwiese zu finden sind. Wir kamen wieder mit vielen guten Infos zum Anbau und zur Pflege von Kräuterbeeten und einem Pakt: NeuLand und die Rheinische Gartenarche werden mit dem gemeinnützigen Verein Gymnicher Mühle in Kontakt bleiben. Denn Synergien sind sexy. Im Frühjahr werden Zitronenverbene, Erdbeerminze und Olivenkraut aus Gymnich ihren Weg ins NeuLand finden. Mal sehen, ob ihnen unser Mikroklima genauso gut gefällt wie uns …

Wir haben es tatsächlich getan: Ab jetzt gärtnern wir mit Vertrag!

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Judith, Jürgen Gersmann und Christoph Pastoors.

Gehe nicht zum Fürst, wenn Du nicht gerufen wirst. Wir wurden gerufen, also gingen wir. Und nach einer endlos scheinenden Wanderung über Behördenflure in dem neotechnizistischen Prachtbau des BLB an der Domstraße ward uns endlich eine Tür aufgetan. Und da stand er. Jürgen Gersmann, der mit einem liebevollen Augenzwinkern nach unserem Mount benannte Abteilungsleiter des Landesliegenschaftsbetriebs. Wohlgefällig ruhte sein Blick auf uns, als wir unsere Unterschriften unter den Nutzungsvertrag für das NeuLand-Gelände setzten und ihm mit der Übergabe der Bürgschaftsurkunde huldigten. Manche hatten uns ja schon hinter vorgehaltener Hand die Großmeister der Zwischennutzungsvertragsunterzeichnungsverschleppung genannt. Sicher sind zwei Jahre eine lange Zeit für Vertragsverhandlungen. Aber Moment mal: Gut Ding kann immer noch mal besser werden und will deshalb Weile haben. Mit uns Verträge schließen – überhaupt kein Problem. Machen wir mit Links.

Der Freibeuter widersteht allzu süßen Versuchungen und zeigt klare Kante

Der Baum in seiner Scheibe auf dem Waidmarkt tat, als hätte er sich die Weisheit auf Spiegeln liniert unter die Rinde gezogen: „Freibeuter, ich habe Dich erwartet. Rheinauhafen, Breslauer Platz, Domplatte. Hast Du wirklich geglaubt, dort Grün zu finden? Lächerlich. Warum bist Du nicht zu mir gekommen? Ich hätte Dir helfen können“, begann er ein Geschäfts-Kontakt-Anbahnungs-Gespräch: „Wo sind denn eigentlich der Sack und die Kiste?“, heuchelte er Interesse. „Denen geht’s grad nicht so gut. Der Sack hat Bindegewebsschwächen, bei der Kiste wackeln die Latten wie der Arsch von Donald Duck“, berichtete der Freibeuter auf dem asphaltierten Platz vor dem neuen Quartiers, wo ehedem das Polizeipräsidium gestanden hatte.

Wohn-Ghetto-Beton-Urbanbegleitgrün

„Gut, dass Du allein gekommen bist“, tat der Baum wie Kumpel: „Freibeuter, ich mache Dir ein Angebot, das Du nicht ablehnen kannst. Du bekommst von mir hier einen lukrativ-hochkunstgedüngten Job mit mir zusammen als einziges Wohn-Ghetto-Beton-Urbanbegleitgrün breit und weit. Und ich bin Dein eigener Chef“, flüsterte der alte Baum so bestimmt, wie das nur jemand kann, der weiß, dass man tut, was er sagt. „Du fühlst Dich also total einsam und verlassen an diesem trostlosen Ort?“  fragte der Freibeuter kein bisschen eingeschüchtert. Der Baum wurde augenblicklich ausgesprochen ungehalten: „Seit wann duzen wir uns, Du Töpfchen-Lusche. Ich stehe hier seit fast beinahe 30 Jahren schon immer. Ich bin hier der Baum. Und sonst niemand. Hast du mich verstanden?“ „Selber Töpfchen“, zwitscherte der Freibeuter.

Rotstaubtrockene Savannenoptik

Dass ihm die Dinge derart aus dem Ruder liefen, war der Alt-Baum ganz und gar nicht gewohnt. Entsprechend unbeherrscht fiel seine Antwort aus: „Du Jungspund, wenn Dir das hier nicht passt, dann hau doch ab nach NeuLand auf Eure Müllkippe mit Schrottplatzromantik in rotstaubtrockener Savannenoptik!“ Aber Lässigkeit gehörte von Anfang an zur Grundausstattung des Freibeuters: „Oh großer Baum. Etwa neidisch auf den Gemeinschaftsgarten? Neid ist nicht verhandelbar. Für mich ist es im Übrigen völlig unverständlich, dass sich Köln diesen Waidmarkt gefallen lässt.“ Da platzte dem Baum endgültig der Kragen, und er machte Rabatz wie früher mit einem Potpourri der immer gleichen Lieder vergangener und zukünftiger Schlachten: „Mein Freund der Baum in Not! Ein Baum, ein guter Baum, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt! Mit 17 hat man noch Bäume! Solang man Bäume noch leben kann…!“ Der Freibeuter drehte sich beim Weggehen kurz um: „Lieber Baum, wir haben überhaupt nichts gegen Bäume. Einige unserer besten Freunde sind Bäume. Und es gibt so viele Farben Grün in der Gemeinschaft. Nur hier und nur mit Dir allein in dieser Ödnis werde ich nicht glücklich. Entspann Dich, sei einfach mal positiv. Schließ die Augen und denk an NeuLand. Denn dort sind wir uns ganz sicher: Unser Optimismus gefährdet die Krise!“

Bei uns ticken die Klausuren anders – 30 GärtnerInnen im Vringstreff

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Das gab’s noch nie und wird es ab jetzt öfter geben. Eine NeuLand-Klausur mit zeitweilig 30 Gärtnerinnen und Gärtnern im Vringstreff. Um 9.30 Uhr ging es los mit einem gemütlichen Frühstück. Nachdem uns der Moderator Daniel Hirschler (www.jetztkunft.net) die Spielregeln erklärt hatte, trafen wir uns in „Open-Space-Gruppen“. Die Themenliste reichte von „Ziele für 2014“ über „Zukunft der Gastro“ „Wieviel Gemeinschaft braucht der Garten“ bis „Finanzierung ab 2015“, „Allmende“ und „Kommunikation und Entscheidungen“. Anstrend war die Klausur, hilfreich und gut. Wir haben uns vergewissert, dass wir eine Menge erreicht haben. Und wir haben festgestellt, dass wir damit noch nicht restlos zufrieden sind. Zahlreiche Aufgaben wurden verteilt, die es jetzt abzuarbeiten gilt. Und im kommenden Jahr werden wir ein neues Fach in den gärtnerischen Stundenplan aufnehmen: Innehalten und genießen.

Neue Würmer braucht das Land!

Gehäckselt wurde auf Hochtouren. Erklärt auch.

Gehäckselt wurde auf Hochtouren. Erklärt auch.

Kompostwürmer, vor allem! Damit sie aus Küchenabfall, Ästen, Laub und Grünschnitt einen vorzüglichen Kompost reifen lassen. Überrascht waren wir, wie viele und auch jüngeren Menschen an diesem sonnigen, aber kalten Nachmittag aufschlugen, um gemeinsam mit uns zu häckseln, zu schaufeln, zu mischen – eben eine neue Kompostmiete richtig aufzubauen und dabei die unterschiedlichen Materialien, die für gute Verrottung wichtig sind, zu sehen, anzufassen und zu vermengen!!

Erster Streik erst nach einer Stunde

Rekordverdächtig: erst nach einer Stunde Häckselei hat unser Häcksler das erste Mal gestreikt und mit einem schrillen Motorengeräusch den Dienst quittiert – die Messer blockierten angesichts der vielen verschlungenen Wurzeln und Äste. Gut, dass auch noch trockenes, weiches Laub zu schreddern war – das hat ihn wieder besänftigt. Ein Riesenspaß: wir durften unser Erlesenes, Ausprobiertes und Nachgeahmtes den Besuchern weitergeben und sie haben uns mal so eben ratzfatz unseren Kompostplatz aufgeräumt, schlecht geratenen Kompost kuriert und gefühlte 18 Tonnen gehäckselt! Danke dafür!

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