Gartenkoordinator Dirk Kerstan und Gartenpirat Stefano Chiolo zeigten gestern im NeuLand-Garten, wie man Seedballs herstellt und aus Klopapierrollen Pflanztöpfchen bastelt. Das Ganze wurde gefilmt – für unsere nächsten DIY-Videos.
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Das erste Jahr im NeuLand war super. In diesem Jahr werden wir besser. Alle Ampeln stehen auf Grün. Wir können loslegen. Büro- und Lager-Container sind gekauft und werden bald geliefert, ausreichend Werkzeug für alle anstehenden Arbeiten wurde beschafft. Die Gärtnerinnen und Gärtner haben zu Hause sämtliche Fensterbänke in Richtung Süden als Anzuchtflächen beschlagnahmt. Im NeuLand wurde das Jahr der Tomate ausgerufen. Jeder Menge seltener Sorten wird man beim Wachsen zugucken können. Auch im Gewächshaus, das in Kürze fertig sein wird. Mit Doppelverglasung und Rundbogendach. Wir werden Teil der Stadtgesellschaft und sind zum Beispiel Veranstaltungsort der Volkshochschule und des Sommer-Blut-Festivals. Kann ich Zucchinis aus dem Boden stampfen, wächst mir ein Wirsing auf dem hohen Beet? Ja, das alles, und noch viel mehr, wenn ich Gärtner im NeuLand wär.
Uni Köln bei NeuLand: Elf Studierende der Geografie unter der Leitung von Tine Trumpp lernten gestern gemeinsam mit den NeuLändern Dirk Kerstan und Stefan Rahmann neben Pflanzkistenbau Interessantes über die städtebauliche Zukunft und die Entstehungsgeschichte des NeuLand Gartens. Urban Gardening analog und in 3D statt Hörsaal und Laptop!
Nein, Schönwetter-Gärtner sind wir nicht. Obwohl: Gärtnern im Winter ist schön, macht aber kalte Finger. Davon ließen sich die NeuLänder bei ihrem Winter-Triathlon der gärtnerischen Arbeits-Vielfalt aber nicht abschrecken. Bei Dirk konnte man lernen, wie man Beetkisten baut. Da ging es zunächst allerdings mal darum, Holz zum Bauen beim Zerlegen von Paletten zu gewinnen. Die zweite Diszplin: Selbstbewässernde Pflanzkisten mit Michel. Erstaunen allenthalben angesichts dessen, was da geht. Und zum Schluss: Wie produziert man Terra Preta, die unglaublich fruchtbare Erde der Indios. Iwo referierte souverän. Am Ende waren alle durchgeforen, aber auch die Gäste, die eine Ausbildung imn Bereich Heilerziehungspflege abolvieren und bei uns eine Veranstaltungsreihe für Menschen mit Behinderungen anbieten werden, waren es zufrieden: „Hat sich gelohnt, wir kommen wieder.“
Wer jemals gedacht hat, Wissens-Allmende funktioniere höchstens bei wikipedia und beim Firefox-Browser in der nerd-world-Netzgemeinde, wurde an diesem Abend in der Stadtwald-Holz-Schreinerei ein für allemal eines Besseren belehrt. Sabine Röser, Diplom-Architektin und NeuLand-Gärtnerin, teilte ihr umfangreiches Wissen über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der ehmaligen Brauerei-Brache und des Großmarktgeländes mit 20 Zuhörern und -hörerinnen auf eine ebenso unterhaltsame wie lehrreiche Weise. Das blieb nicht folgenlos für den zukünftigen Lauf der Dinge. Spontan entschied man sich, einen Runden Tisch zum geplanten Justizzentrum auf der ehemaligen Dom-Brauerei-Brache zu gründen. Wann der Tisch gedeckt wird, wird per Doodle-Abstimmung festgelegt. Wer daran Platz nehmen möchte, meldet sich unter info@neuland-koeln.de und bekommt den Link zugeschickt.
Montag Mittag, strahlender Sonnenschein auf der NeuLand Brache. Dirk Kerstan ist da, der Gartenkoordinator, und wir denken beide: Nicht schlecht, Herr Specht. Hätte irgendwer am Freitag gesagt, dass wir bis zum Sonntag zwei Wände unseres Gewächshauses zum Stehen bringen, mitsamt der Fensterscheiben: Wir hätten abgewinkt. Echt.
Rückblende, Freitag:
Startschuss: Der Boden ist steinhart gefroren, selbst mit der Spitzhacke ist nichts zu machen. Dirk ist da, Michel und Wilfried und einige Frauen, die spontan helfen kommen (deren Namen ich aber leider nicht mehr weiß) – und dann Doro und André (der sehr tapfer mithilft mit seinen 11 Jahren, chapeau). Wir sägen und schrauben an den Kisten, die unser Gewächshaus stabilisieren sollen. An das Begradigen des Bodens ist nicht ernsthaft zu denken: Selbst am Nachmittag ist die Erde an dem meisten Stellen noch zu hart. Immerhin: einige Kisten schaffen wir.
Der Samstag:
Der Vorteil: Es hat getaut. Der Nachteil: Die Brache ist eine Schlammgrube, aus eisiger Erde ist Matsch geworden. Bis zu den Knöcheln stecken wir in rotem Tennis-Schlamm, als Wilfried, unser Schreinermeister, sein geändertes Bau-Konzept vorstellt. Das heißt: Die Kisten von gestern sind nun in der Tat von gestern. Wir brauchen Kisten, die besser passen. Wilfried und Michel machen sich daran, die Seitenwände des Hauses vorzusägen und zu schrauben. Dirk und ich bringen mit einer Schubkarre die nun freigewordenen Kisten zur Böschung, wo sie im Frühling einen neuen Platz finden sollen. Erstaunlich, wie langsam die Schubkarre in dem schlammigem Boden vorankommt. Die vier neuen Kisten sind dagegen schnell gebaut. Achim und sein Sohn kommen und noch ein paar Erwachsene und Kinder. Am Nachmittag dann ein feierlicher Moment. Wir tragen die Seiten-Elemente zu dem (immer noch sehr matschigen) Stellplatz und richten sie auf, um sie mit Schrauben an den vier Eck-Kisten zu befestigen. Unter unseren Sohlen schmatzt der Schlamm, immer wieder müssen wir kleine Sickergräben schaufeln, um das Gewächshaus-Areal notdürftig zu entwässern. Trotzdem: Da stehen jetzt tatsächlich zwei Wände, das ist nicht mehr zu leugnen. Der Tag hat sich gelohnt, sogar die ersten Fenster passen wir noch ein.
Der Sonntag:
Der reinste Luxustag. Denn: Die Sonne scheint. Der Boden ist etwas trockener, und unsere Laune hat sich deutlich gebessert. Bis zum Nachmittag haben wir alle Scheiben drin (mit Michels Spezial-Schrauben-Technik sieht es besonders gut aus). Diesmal ist auch Tanja voll dabei und schraubt eine Kiste nach der anderen. Uschi mit ihrer guten Laune (trotz Zahnweh) hilft ebenfalls mit, außerdem Kyra mit Nachwuchs, eine nette Truppe sind wir.Am Ende des Reinhau-Wochenendes ist nur die Dach-Frage noch offen. Giebel? Oder nur Schräge? Wie hoch soll es sein? Aber das sind Dinge, die uns nicht mehr aus der Ruhe bringen können. Nicht nach diesen drei Extrem-Tagen mit Schnee, Matsch und Sonne. Eines aber wir haben wir uns fest vorgenommen: Wenn wir hier an einem lauschigen Sommerabend mit einem kalten Bier am Lagerfeuer sitzen, dann werden wir anstoßen und sagen: Weißt Du noch, damals im Februar…