NeuLand Köln

Gemeinschaftsgarten im Kölner Süden

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Wenn de Sonn schön schingk – Reinhautag mit Domblick und Kürbisschwemme

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Dass unser NeuLand-Garten einzigartig ist, wissen wir ja schon länger. Aber jetzt sind wir schon wieder um eine Attraktion reicher: Wir sind – übrigens weltweit – in Köln der einzige urbane Garten mit Domblick. Auch den genossen etliche Gärtnerinen und Gärtner beim Reinhautag unter goldener Oktobersonne. Die kathedrale Sicht auf Seine Heiligkeit St. Petrus verdanken wir den Abriss-Arbeitern, die beherzt eine breite Schneise in die Schuttgipfel gebaggert haben. Das Loch hinter Lingemann wird verfülllt.

Massenhaft Kürbisse

In rauen Mengen haben wir rote und grüne Tomaten geerntet. Die reifen in Zeitungspapier auf urbanen Fensterbänken oder werden zu Chutneys verarbeitet. Jede Menge Überraschungen erlebten die Gärtnerinnen, die den Kompost vom Grün befreiten: Massenhaft Kürbisse in allen Formen und Größen. Den größten haben wir „Dicke Pitter“ getauft. Dem begegnen wir ja neuerdings beinahe schon auf Augenhöhe. Wenn auch bewusst mit der gebotenen Distanz.

Thurner Hof: Ein Abstecher zum Hotel ‚Zur Wildbiene‘

Nach einer gefühlten Weltreise durch unser schönes Köln – links- wie rechtsrheinisch – erreichte vergangenen Samstag eine bunte Truppe NeuLänder, Obsthainler, Ehrenfelder Bunkergärtner und weiterer Mitglieder des ‚Netzwerk Urbanes Grün Köln‘ (NUGK) den Thurner Hof in Köln-Dellbrück.

Dellbrück? Thurner Hof? – Noch nie gehört? Dann aber schnell die letzten schönen Gartentage nutzen und hinfahren! Der ursprünglich als Wehranlage erbaute Hof liegt an der heutigen Mielenforsterstraße nicht weit vom Dellbrücker Mauspfad. Und Mäuse gibt es sicher im alten Gemäuer einige, aber noch viel mehr Wühlmäuse im Garten. Zum Opfer gefallen sind diesen in diesem Jahr die komplette Kartoffelernte.

Aber das tut dem Eifer der Bio-Gärtner vom Thurner Hof keinen Abbruch. Im Gegenteil, zwischen Totholzhaufen und Wehrgraben liegt seit 1987 ein kleines Bio-Garten-Paradies. Nach mittelalterlichem Vorbild zieren Buchsbaumhecken die Gemüsebeete und geflochtene, lebende Weidenzäune umgeben die Streuobstwiese. Hier liegt auch versteckt das Hotel ‚Zur Wildbiene‘ und das beeindruckende Bienenhaus. Durch eine Scheibe lässt sich der rege Flugverkehr der Bienen verfolgen. Der Flughafen Köln-Bonn ist dagegen langweilig, aber ein Nachflugverbot steht nicht zur Debatte in Dellbrück.

Die Abgesandten von NeuLand sind allerdings nicht mit leeren Händen vom Thurner Hof zurückgekehrt in heimische Gefilde, sondern haben der Großzugigkeit des Thurner Hof Teams zum Dank einiges an Pflanzen mitnehmen dürfen. Zum Besuch des Thurner Hofs bedarf es heute keiner Eroberung mehr, sondern das mittelalterliche Gartenparadies öffnet jeden zweiten Samstag im Monat für Interessierte seine Pforten. Weitere Infos zum Garten findet sich hier: http://www.stadt-koeln.de/5/volkshochschule/projekte/00099/

Michels Workshop

„Ich kann gerade mal einen Blumenkohl von einem Rotkohl unterscheiden“ gestand eine ältere Dame gleich zu Beginn. Da war sie natürlich genau richtig in Michels Garten-Workshop für NeuLand- und Balkon-Gärtner. Michel erklärte den Unterschied zwischen Stark- und Schwachzehrern, die Vorteile des Gießens am frühen Morgen und den Einfluss des Mondes beim Gärtnern: „Pflanzen, die überiridsch ,geerntet‘ werden wie alle Kohlsorten und Blumen, sollten bei zunehmendem Mond gepflanzt werden. Unterirdische Pflanzen wie Möhren und Kartoffeln pflanzt man am besten bei abnehmendem Mond“, fasste Michel seine gärtnerischen Erfahrungen aus mehreren Jahrzehnten zusammen. Michel hat wirklich jeden ein bisschen schlauer gemacht. Nachdem die Grundlagen abgearbeitet waren, wurde aus dem Workshop hohe Schule. Thema: Effiziente Mikro-Organismen. „Ein Bio-Bauer in Fukushima erntet in der Nähe der havarierten Rekatoren absolut unbelastetes Obst, weil er seit 20 Jahren mit diesen Organismen arbeitet“, berichtete Michel dem staunenden Publikum. Aber der Wahrheit die Ehre: Unumstritten sind die Organismen ganz und gar nicht.

Kleiner Grenzverkehr

Erheblich weniger umstritten sind die beliebten Bezeichnungen für markante Plätze im Garten. Setzen wir die Reihe fort. Nun hat unser Sanitär-Container ja im Moment noch die Anmutung einer DDR-Kontrollstelle im „Kleinen Grenzverkehr“. Als Namen kursieren „Checkpoint Charlie“ und „Helmstedt“. Letzterer ist Favorit. „Ich geh nach Helmstedt“, wenn man aufs Klo muss – das hat was. Für die Wiese auf dem Mount Gersmann kann es angesichts von „50 Jahre Bonanza“ mit der Cartwright-Familie nur einen Namen geben: Südweide. „Pa, ich reite mal eben zur Südweide. Die Leute in der Stadt sagen, einige unserer BLB-Schafe dort sind in Schwierigkeiten.“ „Ausgezeichnete Idee, Adam. Und nimm Little Joe mit. Dann könnt Ihr gemeinsam nach dem Rechten sehen.“ Unvergessen, unvergesslich!

Dank der Ernte! regnete es natürlich…

…Quatsch, aber irgendwie haben wir wettermäßig nicht das größte Glück bei unseren Fest-Tagen. Schon das Sommerfest mitten im Sommer und das Urban Gardening-Camp Ende August standen im Zeichen von ungemütlichen Regengüssen oder Dauerniesel und der Abkehr vom klassischen Wir Grillen im T-Shirt-Feeling. Unser Running Gag daher: sollten wir nochmal, so wie in dieser Saison mangels Wasseranschlüssen, unter H2O-Knappheit leiden – machen wir doch einfach eine Fete, dann regnet und stürmt es garantiert;-)
Umso erstaunlicher, dass sich dennoch jedes Mal , wenn wir einladen, ganz schön viel Volk bei uns einfindet: zum Arbeiten, zum Quatschen und Staunen, zum Sich Informieren, Essen, Musikhören oder über´s Wetter Lamentieren. Na klar war das auch letzten Samstag bei unserem bewusst von Improvisation gekennzeichneten Erntedankfest so: erst saß ein Grüppchen von acht Leuten unterm HalleDesVolkes-Dach bei Kuchen, Kaffee und schlussendlich sechs verschiedenen Kürbissuppen und plauderte. Dann wurden es nach und nach mehr Leute. Das beste Beispiel gaben die Kinder, denen das Wetter einfach pupsegal ist und die sich in Matsch und Pfützen labten und später mit Keks in der einen und Schüppchen in der anderen Hand zu den Königen der Kartoffelernte avancierten. Die Tomaten haben sich auch gefreut: während kurzer Regenpausen nutzten NeuLänderInnen die Zeit, um, da man keine langwierigeren Arbeiten zu beginnen wagte, braunfaules Gestrüpp aus den noch prall mit Früchten behangenen Tomatensträuchern zu entfernen. Ein Gast wollte unbedingt Erde schippen und karren und einen Beetkasten befüllen, andere pendelten samt Kind stundenlang in der Hollywoodschaukel. Sogar ein Feuerchen war drin, denn wir müssen nur lange genug feiern: dann muss auch der Regen mal verschnaufen!

Organopónicos und Schnupfennasen

Dicken Respekt vor Euch, liebe rund 25 NeuLänderInnen und Neugierige, und vor allem vor Professor Jorge Peña Díaz: Die Umstände am Mittwoch, dem Abend, an dem es bei NeuLand um Kuba ging, waren alles andere als karibisch. Der kalte Oktoberregen prasselte auf unser Zelt, der Wind umtoste unsere Schnupfennasen, sogar der Generator gab zwischendurch den Geist auf.

Doch unser Gast aus Havanna ließ sich davon nicht beirren: Aus seinem eineinhalbstündigen Vortrag voller spannender Details zum Thema Stadtplanung in der baulich von zahlreichen historischen Phasen geprägten Hauptstadt Kubas konnten wir eine Menge mitnehmen.

Zum Beispiel, dass die geraden, langen Gemüsebeetlinien der Agricultura urbana y suburbana, der (vor)städtischen Landwirtschaft, in dem Moment entstanden, als Kuba nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion innerhalb von Monaten plötzlich ohne den Großteil seiner bisherigen Erdöl- und Produkteinfuhren auskommen musste. Dass die so genannten „Organopónicos“, die genossenschaftlich-kollektiv geführten Gemüsegärten, in allen Städten Kubas zu finden sind und inzwischen einen bedeutenden Anteil der in Kuba konsumierten Lebensmittel produzieren. Und dass die Not, Gemüse anzubauen, auch die Stadtplaner vor spannende Herausforderungen stellt – und Städte wie London und Köln von den Antworten aus Kuba inspirieren lassen. Gracias, Jorge!

Arbeit mit Qualitätssiegel

Bis zum Muskelkater ackerten am Dienstag zehn Mitarbeiterinnen des TÜVs Rheinland auf NeuLand – im Rahmen eines Freiwilligentags ihres Unternehmens. Sie brachten Tennissand zwischen unseren Überseecontainern aus, bauten Pflanzkisten zusammen und karrten Erde heran, jäteten Beikräuter und drückten Saatgut aus Schoten und Sonnenblumenköpfen. Danke für Euren Einsatz, Mädels – Eure Arbeit kriegt unser Qualitätssiegel!

Und das nächste Mal dürfen gerne auch mal die TÜV-Männer zeigen, was in Ihnen steckt ;). Einer war auf jeden Fall da: Herr Kux, Experte in Sachen Arbeitssicherheit. Wir danken für die Schulung!

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