Das war ein überwältiges Interesse gestern Abend bei der Veranstaltung „Urban Gardening: Wächst hier die Stadt der Zukunft?“ im hdak-Kubus am Neumarkt. Rund 100 Menschen drängten sich im Pavillon unweit des Neumarkts, wo sich drei junge Gemeinschaftsgarten-Projekte aus Köln mit unterschiedlichen Ansätzen vorstellten:
– NeuLand als Gemeinschaftsprojekt mit starker Bürgerpartizipation und auch stadtentwicklerischem Gestaltungswillen,
– die Pflanzstelle als typisch urbane Garteninitiative, bei der Bürger eine Industriebrache für sich vereinnamen, weil sie einfach Lust aufs Gärtnern haben,
– das Designquartier Ehrenfeld mit dem Obsthain Grüner Weg, einem von mehreren Bausteinen eines größeren Plans, mit dem Ehrenfeld zur „produktiven Stadtlandschaft“ werden soll.
Die Münchner Publizistin und Soziologin Christa Müller war vom hdak auf NeuLand-Anregung hin eingeladen worden, über positive Beispiele aus anderen Städten zu berichten – sie begleitet die Entwicklung städtischer Gärten deutschlandweit als Forscherin und Leiterin der Stiftung Interkultur.
NRW und Köln hinken in Sachen Urban Gardening anderen Ländern und Kommunen hinterher – das wurde im Gespräch zwischen Auditorium und Referenten sofort klar. Während z.B. München und Saarbrücken die Frage „Wächst hier die Stadt der Zukunft?“ klar mit Ja beantworten und Gemeinschafts- und Kräutergärten fest in die Stadtplanung aufgenommen haben, mühen sich in Köln Initiativen wie die Pflanzstelle noch mit der Suche nach geeigneten Standorten ab. Sie finden dafür kaum Unterstützung seitens der Stadt, im Gegenteil sogar eher Vorbehalte.
Ähnlich ergeht es Kölner NeuLand – nach einer mündlichen Zusage für die Zwischennutzung passiert seit zwei Monaten nichts. Der Eigentümer der Fläche, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, lässt sich viel, viel Zeit mit der Vertragsausarbeitung. Er gefährdet so die rechtzeitige Beantragung für Fördermitteln für die kommende Gartensaison durch unseren Verein.
Obwohl die Vorteile von urbanem Gärtnern – für Gesundheit, Umwelt, Quartiersentwicklung, Klima, Lebensqualität und sogar für die Aufwertung der so zwischengenutzten Flächen – auf der Hand liegen und gestern kaum mehr diskutiert werden mussten, herrscht in Köln in weiten Teilen der Verwaltung und Politik offenbar eine Mischung aus Desinteresse und Unkenntnis. Symptomatisch: Bis auf eine Vertreterin des Umweltamtes fand kein Vertreter der Stadtverwaltung oder einer Ratsfraktion zu der Veranstaltung ins hdak.
Warum das so sein könnte, dafür stellte Christa Müller eine Hypothese auf. Speziell für die in NRW dominante SPD sei des Thema Landwirtschaft in der Stadt ein rotes Tuch. Da die SPD ihre Existenz dem goldenen Zeitalter der Industrie verdanke und ihre Klientel bis heute bei der industriellen Arbeiterschaft verorte, tue sie sich extrem schwer mit Themen wie Selbstversorgung und Gemüse-Anbau. „In dieser Partei empfinden viele Betonköpfe das Thema Urban Gardening als Rückschritt – als Rückkehr zum Bäuerlichen, das man ja längst überwunden hat“.
Ob das ein Grund für die Anlaufschwierigkeiten der Garteninitiativen in Köln ist? Auf jeden Fall hat Urban Gardening neben vielen anderen Dimensionen auch eine emanzipatorische Dimension. Viele Bürger haben das Grundbedürfnis, ihre Lebensmittel wieder selbst herzustellen – sie möchten mit Händen arbeiten und kreativ werden, statt die Produktion an die Industrie abzugeben und einfach nur im Supermarkt einzukaufen. Sie möchten sich so vor Ort, in ihrem Stadtteil, ein Stück Lebensqualität und Selbstbestimmung zurückholen.
Das ist ein ernst zu nehmendes Bedürfnis. Es durchzusetzen, so ein Fazit des Abends, macht in Köln eine Menge Lobby- und Aufklärungsarbeit erforderlich . Die Garteninitiativen wollen sich ab sofort noch stärker vernetzen und gegenseitig unterstützen.
Kommentare: 4
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#1
liebe neuländer ..
seid 8 jahren
beschäftige ich mich mit dem erhalt
einer urbanen immobilie in köln ehrenfeld
1700 fabrikhalle mit eingebauten ateliers
und 1200qm aussenfläche mit bäumen..
hunderte leute sind da schon durchgegangen
aber es gab bisher kein konzept für den aufbau
und der verein hat die räumungsklage
da sie in der vermüllung leben
der vorstand besteht aus alkoholikern
für die damals der verein gegründet wurde
von sozialarbeitern..
habe mitgeholfen
dass das konzept auf soliden beinen steht
und zugesagt wurde
durch gerichtliche beschlüsse
aber dort wird weiter randaliert
und gesoffen.. und es gibt keine bereitschaft an konzepten zu arbeiten
musste sogar strafanzeigen erstatten
wegen gewalt gegen mich
da man sich als gesetzlosen freiraum bezeichnet..
linke ehemalige autonome hausbesetzer
die nur radikal sind und im dreck leben wollen..habe mittlerweile spenden
in 5 stelligen zahlen zugesagt bekommen
.. nun warte ich
zusammen mit ein paar anderen betreibern von konzepten
dass der platz geräumt wird..
konzepte sind vermietung von ateleirräumen für künstler .. werkstatt für holzarbeit
pc reperatur mit arbeitslosen jugendlichen ..fahrradreperatur .. auch für arbeitslose..
die grosse ehemalige biobackstube
mit funktionierenden backöfen
soll eine vegetarische tafel werden
besonders für fastfood ernährte kinder und jungendliche zum lernen vegetarischer gesunder ernährung
und das urbane gärtnern
soll dort seinen sitz bekommen
wo auch pflanzkästen stehen können und täglich gegärtnert wird..
dieser platz soll anlaufpunkt werden
für unzählige menschen
sodass wir eine grosse gemeinschaft werden
und unsere anliegen
gemeinsam durchsetzen können
um weitere brachen in der stadt
zu bewirtschaften..deshalb schlage ich vor
dass ihr euch einbringt
um diesen ort als hauptquartier zu übernehmen
mit dem urbanen gärtnern..
dann bekommt ihr unzählige menschen
die teilhaben werden..
.nur so kann man sich vor der öffentlichkeit profilierenlg
heidi -
#2
was wir in köln brauchen sind auch offene werkstätten wie sie in vielen städten schon im programm sind http://www.anstiftung-ertomis.de/opencms/opencms/offene_werkstaetten/
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#3
Hallo Neuländer, Hallo Heidi …
es gibt auch in Köln einige Offene Werkstätten…z.B. die Dingfabrik (www.dingfabrik.de), Jack in the Box e.V. (http://www.koelnerbox.de/upcycling/) arbeitet an einem Offenen Werkstatt-Konzept (und hat eine tolle Upcycling-Werkstatt) oder auch die Alte Feuerwache (http://altefeuerwachekoeln.de/ateliers/index.php) hat einige offene Werkstatt-Projekte. Aber JA, DU HAST VOLLKOMMEN RECHT: MEHR INFRASTRUKTUR ZUM SELBERMACHEN !!!
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#4
wir sind die Politik…
Was sonst liebe Doro
Ich hoffe, dass es nach der Email von Diana Berg bald ein weiteres Treffen gibt!
Frohes Neues Jahr!