Gemeinschaftsgarten im Kölner Süden

Schlagwort: Sommercamp

Ernste Gespräche, ganz viel Spaß und noch mehr Wespen: Das Sommercamp 2018

Natürlich ging es beim Sommercamp der Urban-Gardening-Szene auch darum, in den Workshops etwas Neues zu lernen. Aber mindestens so wichtig war die Selbstvergewisserung der Akteure aus den Gemeinschaftsgärten, nicht allein zu sein. „Die Probleme ähneln sich sehr“, sagte Gudrun Walesch von der „Anstiftung“, die zum siebten Mal die Gärtnerinnen und Gärtner aus Deutschland und dem benachbarten Ausland zu einem gemeinsamen Wochenende eingeladen hatte. Von Freitagnachmittag bis Sonntagnachmittag traf man sich in diesem Jahr im Gemeinschaftsgärten „NeuLand“ in Köln-Bayenthal, der mit einer Fläche von 10.000 Quadratmetern der größte mobile Garten dieser Art in Deutschland ist.

Auch die Wespen trafen sich zum Sommercamp.

Das erste Sommercamp fand 2012 auch im NeuLand-Garten statt. „Ihr habt die Messlatte für alle anderen damals schon sehr hoch gelegt, was Organisation und Verpflegung angeht“, lobte Daniel Überall, Vorstand der „Anstiftung“ das Org-Team, dem neben Mitgliedern von NeuLand auch Helfer aus anderen Kölner Gemeinschaftsgärten angehörten. „Aber diesmal habt Ihr Euch selbst übertroffen“, fuhr der „Anstifter“ in seinem Schlusswort am Sonntag fort.

700 Gärten in Deutschland

Überall war es auch, der die Teilnehmer zu Beginn des Sommercamps begrüßt und auf die Dynamik der Urban-Gardening-Bewegung hingewiesen hatte. Die Anstiftung hat die Projekte bundesweit gezählt und kartiert. „Als wir 2012 zum ersten Sommercamp eingeladen hatten, gab es in Deutschland 170 Gemeinschaftsgärten. Heute sind es über 700.“ Die Dynamik wollte auch Dr. Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Kölner Grünflächenamtes, nicht bestreiten. Bauer saß zusammen mit Judith Levold, Vorstand des NeuLand e.V., Claire Duvernet, Stadtplanerin, und Dr. Christa Müller, Vorstandsvorsitzende der Anstiftung, auf einem Podium. Die Diskussion zum Thema „Brauchen Städte Urban Gardening?“ moderierte Daniel Überall.

Überall, Levold, Bauer, Duvernet und Müller (v.l.) auf dem Podium.

Nicht festlegen mochte sich Dr. Bauer, ob urbane Gärten öffentliche, halböffentliche oder private Räume sind. „Es ist ja so, dass hier einige Menschen aktiv sind, andere aber auch nicht.“ „Das gilt natürlich für jeden Park“, merkte Judith Levold an. Bauer betonte die Wichtigkeit von Gemeinschaftsgärten gerade in einer Großstadt wie Köln. Neben dem Gärtnerischen stehe das Soziale in den Projekten im Mittelpunkt. Christa Müllers Forderung nach Verwaltungsinitiativen zur Verstetigung der Projekte nahm der stellvertretende Amtsleiter zurückhaltend auf. „Viele Flächen, auf denen gemeinsam gegärtnert wird, sind als Bauland ausgewiesen. Und dass in Köln viele neue Wohnungen gebaut werden müssen, steht außer Frage. Da stehen sich zahlreiche Ämter mit sehr unterschiedlichen Interessen gegenüber.“ Bauer räumte ein, dass Urban Gardening in Köln in Politik und Verwaltung derzeit keine besondere Rolle spiele. Er empfahl den Aktivisten, lauter und vernehmlicher ihre Interessen zu vertreten. „Sie müssen sichtbarer werden in der Zivilgesellschaft. Sie müssen sich politische Mehrheiten sichern. Dann kann die Verwaltung in Ihrem Sinne nach Lösungen suchen, wenn Projekte bedroht sind.“

Die Eröffnung der Ausstellung in der Halle des Volkes.

Claire Duvernet hat lange in New York gelebt und die Urban-Gardening-Szene im East Village untersucht. Sie wies auf ein Dilemma hin, das viele Projekte dort aber auch in Europa erleben. „Es gibt Stadtteile, die aufgrund schlechter wirtschaftlicher Entwicklungen verkommen sind. Nicht genutzte Flächen erobern Gemeinschfatsgärten. Nicht zuletzt sorgen dafür, dass die ehemals heruntergekommenen Stadtviertel einen Aufschwung erleben, der sie dann wieder für Immobilien-Investoren interessant macht. Dann sind als erstes wieder die Gemeinschaftsgärten bedroht.“

Ausstellung in der Halle des Volkes

Über die Entwicklung in New York informiert eine Ausstellung in der „Halle des Volkes“ auf dem NeuLand-Gelände, die während des Sommercamps eröffnet wurde und noch bis zum Kartoffelfest im Garten am 6. Oktober zu sehen ist. Texte und Fotos auf zehn Schautafeln dokumentieren die Entwicklung im East Village, die geprägt ist von Kämpfen um den Erhalt von Gärten mit Siegen und Niederlagen.

„Grün zuerst“ forderten die Aktivisten mit Schablone und Sprühkreide.

Der NeuLand-Garten liegt in einem 100 Hektar großen Sanierungsgebiet, dessen Herzstück der Kölner Großmarkt ist. Dort sollen nach dessen Umzug 2023 mindestens 3500 Wohnungen und eine 27 Hektar große Grünfläche entstehen. Die Stadtverwaltung hat den Bürgern einen Pionierpfad versprochen, auf dem sie einen Vorgeschmack auf das zukünftige Grün bekommen sollen. Dieser Pfad lässt seit zwei Jahren auf sich warten. Während des Sommercamps schlugen sich 20 Aktivisten durch die Büsche und markierten den Pfad mit Sprühkreide und dem Slogan „Grün zuerst“. Über die Vernetzung der Kölner Urban-Gardening-Szene referierte Doro Hohengarten, bis vor kurzem erste Vorsitzende des NeuLand e.V. Sie berichtete von der Einrichtung eines Ernährungsrates für die Stadt, der auch von Politik und Verwaltung unterstützt worden sei. „Wir möchten erreichen, dass Köln im wahrsten Sinne des Wortes essbarer wird. Gemeinsam mit zahlreichen Initiativen, Bauern aus der Umgebung und Vertretern aus dem Stadtrat und den beteiligten Ämtern sind wir auf einem guten Weg. Die Oberbürgermeisterin unterstützt uns.“ Der lange Marsch der Gemeinschaftsgärtner durch die Institutionen hat längst begonnen.

Doro spricht über den Ernährungsrat und die Vorteile der Vernetzung.

Jeder belegte seine Pizza höchst individuell.

Lecker wie gewohnt: Die NeuLand-Pizza aus unserem Lehmofen.

„Grün zuerst“ lautete die Forderung an Politik und Verwaltung für die Parkstadt-Süd.

Auf Exkursion beim Stadtwinzer Thomas Eichert.

Shimeles stellt seinen Technik-Workshop vor.

Die „vegane Terrorherrschaft“ in der Sommercamp-Drei-Sterne-Küche

Workshop 1, Lernort 1a.

Workshop 1, Lernort 1a.

Mit einem strahlenden Lächeln empfing uns Xenia. Und schon Minuten später waren wir glückliche und mehr als zufriedende Opfer ihrer „veganen Terrorherrschaft“. So nennt die begnadete Hobby-Köchin ihr „strenges“ Regiment in der Outdoor-Küche im Stadtgarten Nürnberg. Sechs NeuLänder/Innen sind zum Sommercamp der Gemeinschaftsgärtner ins Fränkische gereist und haben neben der exzellenten Küche viele Gleichgesinnte kennengelernt. Mit Ideen in Hülle und Fülle sind wir zurückgekehrt. Kräuter in Bäckerkisten, Erde ohne Kisten anhäufeln und zum Beispiel Sonnenblumen pflanzen und und und. Die Nürnberger zum Beispiel treffen sich jeden Samstag und kochen gemeinsam. Sollten wir auch mal drüber nachdenken. Im Winter werden wir überlegen, welche Ideen wir in die Tat umsetzen. Ihr dürft gespannt sein. Wir sind es auch.

Liebe NeuLänderInnen, NeuLand-UnterstützerInnen und BeetpatInnen

Das erste Jahr im NeuLand-Garten ist zu Ende. Es waren ereignis- und ertragreiche zwölf Monate!

Prost Garten, es wird diskutiert!

Ein Rückblick

Startschuss war im März: Wir verteilten Tennissand, und Rostrot wurde zur Erkennungsfarbe des NeuLand-Gartens. 90 über den Winter gebaute Pflanzkisten fanden ihren Platz, weitere 110 Beete und Pflanzgefäße folgten – Yellow Submarine Tomaten, Kartoffeln Bamberger Hörnchen, Federkohl, Walderdbeeren und Majoran schlugen Wurzeln.

Wir begannen 2012 mit dem Aufbau des Wassersystems – noch ohne Frischwasser, dafür mit reichlich Regen für unsere Speichertanks.

Im Juni kam u.a. Prinzessinnengarten-Mitgründer Marco Clausen zur gut besuchten Diskussionsrunde, und wir feierten mit einem Sommerfest die „offizielle“ Eröffnung des Gartens. Begleitet wurde das ganze mit einer fetten Portion Nass von oben – das erste von vielen Festen, die 2012 ins Wasser fielen. Zahlreiche Südstadt-Musiker spielten auf und sorgten trotzig für beste Stimmung.

Im Juli bekam der Kölner NeuLand e.V. die Zusage einer Projektförderung durch den Klimakreis Köln. Eine große Erleichterung, denn nun sind Grundanschaffungen wie Wasser- und Stromanschlüsse, Workshopküche, Materialcontainer, Erde etc. größtenteils gesichert. Wir konnten mit Dirk Kerstan einen Gartenkoordinator als Ansprechpartner vor Ort einstellen, und eine Reihe von Teilprojekten und Veranstaltungen sind angelaufen. NeuLand hat jetzt eine gute Basis bekommen, sich zum Ort der Nachhaltigkeits- und Klimaschutzbildung und der Partizipation zu entwickeln.

Im August waren NeuLand Schauplatz für das erste bundesweite Treffen von Urbanen Gartenprojekten – das Sommercamp wurde zum fröhlichen Gewusel mit 90 Teilnehmern, über 20 Workshops und einer regenreichen Open Air Vorführung des Dokumentarfilms „Taste the Waste“. Zahlreiche Medien berichteten über die Veranstaltung und über den NeuLand-Garten.

Dass es bei NeuLand ums Wissenteilen geht, zeigten die GemeinschaftsgärtnerInnen 2012 in insgesamt 12 Workshops, von denen auch mehrere Schulklassen der Umgebung profitierten. Beetpflege und Mulchen, der Bau von Pflanzkisten aus Holzpaletten, Imkern waren einige der Themen. Eine Reihe von Experten kam mit Vorträgen zu NeuLand, zum Beispiel Lutz Kosack (Essbare Stadt Andernach) im September, Jorge Díaz (Universität La Habana, Kuba) im Oktober und Edouard van Diem (Terra-Preta- und Permakulturexperte, Hamburg) im November. Zwei Firmen schickten ihre Mitarbeiter 2012 zum Freiwilligentag zu NeuLand – es wurde beide Male richtig reingeklotzt!

Im Oktober schwammen wir mal wieder bei einem Fest davon – dieses Mal bei Erntedank. Doch die Kinder genossen es, Kartoffeln aus dem matschigen Boden zu buddeln. Im November trafen wir uns zum Martinssingen mit vielen Kindern aus der Nachbarschaft am Lagerfeuer. Die Reinhau-Tage wurden etabliert – gemeinsame Arbeitstage nach dem Motto viele Hände, schnelles Ende. Sie fanden etwa einmal im Monat statt – zuletzt in Form einer Landgewinnungsaktion entlang der Koblenzer Straße vor dem Gartenglühen am 1. Dezember, das erstaunlicherweise mal nicht ins Wasser fiel.

In unserer Nachbarschaft verließ uns für immer und unter großem Getöse das Lingemann-Gebäude – dafür bauten wir die „Halle des Volkes“. Und seit zwei Wochen ist NeuLand Foodsharing-Hot Spot: Übrige Lebensmittel können in einem Schrank an der „Halle des Volks“ abgegeben, genommen, getauscht werden.

Viele Kölnerinnen und Kölner sind 2012 NeuLänder geworden. Wer Lust hat, die Abläufe im Garten und die Entwicklung von Neuland mitzugestalten, kommt donnerstags zu unserem Orga-Treffen (derzeit im Baui im Friedenspark) und beteiligt sich an den zahlreichen Diskussionen und AGs im NeuLand-Forum. Bis zu 25 Teilnehmerinnen zählten die Treffen an lauen Sommerabenden. Viele Menschen besuchen außerdem unregelmäßig den Garten oder besuchen NeuLand-Veranstaltungen.

Immer mehr Bürger fangen auch an, mit einer Beetpatenschaft Verantwortung für NeuLand zu übernehmen und erhalten als Dankeschön eine Karte mit original Bayenthaler Saatgut. Virtuell wird unsere Community ebenfalls größer: Im Dezember haben wir die 1000 Facebook-Likes überschritten!

Auch andere haben diese Entwicklung wahrgenommen. Von der Stadt Köln wurden wir eingeladen, uns beim Forum „Rio plus 20 – Nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro und Köln“ als eines von vier Best-Practice-Beispielen zu präsentieren. NeuLand wurde in den Beirat für die Machbarkeitsstudie zur Bundesgartenschau 2025 berufen. Der Garten war für den Utopia Award 2012 nominiert. Und etwa fünfzehn Studierende machten den mobilen Gemeinschaftsgarten zum (Teil-)Gegenstand ihrere Abschlussarbeiten.

Kurz: NeuLand wuchs 2012 kräftig. Die Idee des gemeinschaftlichen Gärtnerns hat eine Menge Menschen zu enormem ehrenamtlichen Einsatz beflügelt.

Ohne diesen Einsatz, ohne all eure Stunden des Engagements vor Ort und hinter den Kulissen, ohne eure großen und kleinen Spenden, wäre der Gemeinschaftsgarten heute nicht der, der er ist: Ein wachsender, lebendiger Ort für alle Bürger, eine Oase der Partizipation mitten in der Stadt.

Vielen, vielen Dank, dass wir das gemeinsam geschafft haben.

Lasst uns 2013 mit gleichem Feuer weitermachen!

Dorothea Hohengarten, Judith Levold, Stefan Rahmann vom Vorstand des Kölner NeuLand e.V.

Voller Erfolg: Das erste Sommercamp der Urban Gardening Projekte auf NeuLand

Auf NeuLand ging heute Mittag das erste bundesweite Vernetzungstreffen der Urban Gardening Initiativen zu Ende.

Es war toll, euch alle kennenzulernen und wiederzusehen – vom Tatengarten Wiesbaden über das Allmendekontor Berlin, vom UFER e.V. Dresden bis zur Schwarmfarm Karlsruhe. Mit dabei waren o’pflanzt is aus München, die hoffentlich bald entstehenden Adalbertsgärten Aachen, Amarylis aus Bonn, Linda aus Prag, und viele, viele mehr, die ihr in Kürze bei uns auf „Links und Infos“ finden werdet. Wir durften u.a. lernen, wie man selbstbewässernde Pflanzkisten baut, wie man das Weitergeben von Garten-Wissen organisieren kann, wie Valentin Thurns neue Foodsharing-App funktioniert, wie man einen Garten interaktiv vernetzen und kartografieren kann, wie das „Kartoffelkombinat“ solidarische Bio-Landwirtschaft in München praktiziert.

Am Freitagabend zeigten wir vor über 100 Menschen Open Air den Dokumentarfilm „Taste the Waste“, am Samstagabend brachte uns Daan mit einer Cowboy-Jonglage zum Lachen und Janice mit einer Feuernummer zum Staunen, und die Kinder und Jugendlichen der Trommler-Combo „TambaBo“ rissen uns mit ihrer tollen Stimmung mit.

Und zwischendrin und drumherum: Immer wieder spannende Gespräche über alle Themen, die mit Urban Gardening zu tun haben. Das Vernetzungcamp war ein großer Erfolg – vielen Dank an alle Teilnehmer, an die Anstifung&Ertomis und alle NeuLänder fürs Mitmachen und Organisieren. Die Workshop-Inhalte und Ergebnisse sollen noch in dieser Woche online gehen.

Und einen ganz herzlichen Dank an den Alnatura Markt in Köln-Bayenthal und die Central Krankenversicherung am Hansaring: Alnatura untertützte das Urban Gardening Sommercamp 2012 mit einer großen Spende aus Bio-Lebensmitteln und -getränken, die Central spendete uns (dauerhaft) das 9×9-Meter-Zelt, in dem zahlreichen Aktivitäten stattfanden.

Ihr findet Presseberichte über das Camp z.B. auf WDR.de und MeineSüdstadt.
Diese Projekte haben am Sommercamp 2012 teilgenommen:

Adalbertsgärten, Aachen
Allmende-Kontor, Berlin-Tempelhofer Feld
Annalinde Leipzig
Bluepingu e.V., Nürnberg
Bunkergarten Köln
Bürgergarten Laskerwiese, Berlin-Friedrichshain
Gemeinschaftsgarten o’pflanzt is, München
Gemeinschaftsgarten Bonn
Gemeinschaftsgarten Grüner Weg Köln-Ehrenfeld
Gemeinschaftsgarten Himmelbeet Berlin-Wedding
Gemeinschaftsgarten Bremen
Internationale Garten Göttingen
Interkultureller Garten Neubrandenburg
Interkultureller Garten Wuhlegarten Berlin-Köpenick
Internationale Stadtteilgärten Hannover
Kiezgarten Berlin-Prenzlauer Berg
Kokopelli-Garten, Bielefeld
Küchen Gärten Limmer, Hannover
Margarethen-Garten Mönchengladbach
NeuLand Köln
Nachbarschaftsgärten Hannover-Linden
Pflanzstelle Köln-Kalk
Postkult Halle
Prinzessinnengarten, Berlin-Kreuzberg
Querwaldein Köln
Schwarmfarm Karlsruhe
Tatengarten Wiesbaden
UFER-Garten Dresden
Urbane Gärten Freiburg
UtopiaStadtgarten Wuppertal
Wandelgarten Wuppertal

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